113 000 000

Wenn Sie Geld parken wollen, ist die Schweiz sicher die beste Adresse. Gemälde sollten Sie dort aber besser nicht in Obhut geben. In der vergangenen Woche wurden dort bei einem regelrechten Raubzug Bilder im Wert von insgesamt rund 113 Millionen Euro entwendet. Zunächst schlugen Kunstdiebe am Donnerstag in einem Kulturzentrum im schweizerischen Pfäffikon zu, wo sie die Picasso-Gemälde »Tête de cheval« und »Verre et pichet« stibitzten. Am Sonntag dann folgte ein bewaffneter Raub­überfall in Zürich in der Sammlung Bührle, bei dem vier weltbekannte Gemälde von Paul Cézanne, Edgar Degas, Vincent van Gogh und Claude Monet die Beute waren. Drei maskierte Männer waren in das Museum gestürmt und suchten sich, während sie die Personen im Eingangsbereich mit Pistolen in Schach hielten, in aller Ruhe die Bilder aus. Anschließend fuhren sie mit der Beute in einem Wagen davon. Von den Männern und den Bildern fehlte bis zum Redaktionsschluss jede Spur.

Kunstraub scheint in der Schweiz so etwas wie eine Nationalsportart zu sein. In den achtziger Jahren gab es einen bewaffneten Raub in Zürich, bei dem 21 Renaissance-Gemälde verschwanden, im Juni 1991 wurden zwei Picasso-Bilder aus einer Galerie in Zürich gestohlen, 1994 und 1996 stahlen Diebe diverse berühmte Gemälde aus Privathäusern.

Bekanntlich beginnt die Kunst beim Kunstdiebstahl aber erst nach diesem, beim Verkauf der Ware. Entweder es finden sich tatsächlich Käufer, oder es werden Lösegeldforderungen gestellt. Aber auch Versicherungsbetrug kann ein Motiv sein. Eine internationale Datenbank von Kunstversicherern, das Art-Loss-Register, zählt über 400 vermisste Picassos, rund 140 Rembrandts, über 200 Chagalls. Ob sie jemals wieder auftauchen werden, ist fraglich.

Auch wenn der jetzige Raub in der Schweiz besonders spektakulär ist, im internationalen Vergleich liegt das Alpenland in Sachen Kunstdiebstahl weit hinter Spitzenreiter Italien. Und auch in Frankreich werden jährlich rund 7 000 Kunstobjekte, oft aus privaten Villen, gemopst. fs