Thomas von der Osten-Sacken

„Das Gesicht des Krieges“. So heißt auf deutsch ein Buch, dass die Kriegsreportagen Martha Gellhorns aus vielen Jahrzehnten enthält. Sie war fast überall an vorderster Front dabei, egal ob im chinesisch-japanischen Krieg, in Spanien, mit den Gis bei der Befreiung Deutschlands oder in Israels Kriegen. Sie war immer parteiisch ohne je für einen Augenblick den furchtbaren Schrecken des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Immer wieder betonte sie, was für ein Horror jeder Krieg sei.

Mir scheint, die Bundesregierung hatte als letzten Rettungsanker und etwas paralysiert-panisch gewartet/gehofft/angenommen, dass Kiew schnell fällt. Dann hätte sie sich als ehrlicher Makler aufspielen können, der im Namen von Zivilbevölkerung und um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, in den sauren Apfel beißt, mit Verweis auf die guten Beziehungen nach Moskau, für eine friedliche Lösung zu werben. Reden sei besser als schießen und nun sei Kiew eben gefallen, jetzt müsse man alles tun, damit die Situation sich stabilisiere.

Ganz nach Plan scheint die russische Offensive in der Ukraine im Augenblick nicht zu gehen.

Gerade spitzt sich die Lage an der ukrainischen Grenze weiter zu und noch diese Nacht könnte die nächste Seite von Putins Drehbuch aufgeschlagen werden …      

Kaum hatte der russische Präsident seine Rede beendet, die in Anerkennung der selbsternannten beiden Donbass Republiken in der Ukraine gipfelte, meldete sich schon Bashar al-Assads Regime: Man folge gerne in diesem Schritt. Seitdem sind noch Venezuela und Nicaragua diesen Schritt gegangen, aber Assad kann immer stolz darauf sein: er war der erste.

Je länger die Taliban in Afghanistan am Ruder sind, umso rigider setzen sie die Scharia durch. Das trifft in erster Linie Frauen, die sich nicht unterwerfen wollen.  

Die Ukraine wartet also ein paar Jahre ab, bis ca. 150.000 russische Soldaten an der Grenze zusammen gezogen sind, bittet dann Washington, irgendwas von False Flag Aktionen zu erzählen, um dann ausgerechnet am Tag vor einem großen Manöver an ihrer Grenze loszuschlagen? Das in etwas soll man heute also glauben. Es klingt ungefähr so überzeugend, wie die Geschichte von den syrischen Rebellen, die 2013 Giftgas eingesetzt hätten, um es dann Assad in die Schuhe zu schieben.

Angesichts solcher Meldungen klingt der Hinweis auf die lächerlichen Behauptungen vom Sommer des letzten Jahres, die Taliban seien "moderater" geworden, fad und zynisch. Und doch muss, so wenig es den Betroffenen auch bringt, immer wieder darauf verwiesen werden, wem das sehenden Auges dieses Land übergeben wurde. A man and a woman have been stoned to death in Afghanistan’s north-eastern Badakhshan province, for having illegal relations.

Im Irak wurde ein Offizier festgenommen, der sich an brutalen Repressionen gegen Demonstranten beteiligt haben soll.  Leider nicht sehr oft kann man gute Neuigkeiten aus dem Nahen Osten verbreiten. Dies ist eine. An der Bekämpfung der Massenproteste im Irak in den letzten Jahren waren vor allem unzählige Milizen beteiligt, vor allem solche, die eng mit dem Regime in Teheran verbunden sind. Mit äußerster Brutalität gingen sie gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vor und schreckten auch vor gezielten Tötungen nicht zurück.

Buchstäblich niemand will Palästinensern die Kritik an israelischer Politik verbieten. Antisemitismus ist aber etwas anderes als Kritik.  

Vor zwei Jahren beendete Corona die Massenproteste im Irak und Libanon.

Proteste von Drusen im Süden Syriens zeigen: selbst in Regionen, die sich formal unter der Kontrolle Assads befinden, herrschen alles andere als stabile Verhältnisse  

Abermillionen an Spendengeldern, die für Flüchtlinge in Griechenland bestimmt waren, verschwanden einfach in den letzten Jahren.  And dieser Stelle schrieb Natalie Gruber im Herbst des 2020 über die österreichische Caritas und die Millionen, die die Organisation für das Moria Camp gesammelt hatte, die aber bis dato dort nicht angekommen waren. Sie kam zu dem Schluss:

Wenn ihre ganzen Äußerungen zu Frieden und so weiter wenigstens halbwegs ehrlich wären, man könnte sich mit ihnen ja durchaus anfreunden. Ein Deutschland, dass nach 1945 keine Waffen exportiert und immer und überall ganz vorne dabei wäre, ginge es darum Kriege zu verhindern, hätte zwar die unselige Lehre, die es der Welt zwischen 1939 und 1945 aufgezwungen hat, nämlich, dass es schlimmeres gibt als Krieg, nicht verinnerlicht, aber immerhin irgend eine.