Kaschmir-Konflikt

»Der dunkelste Tag«

Seite 5 – Auch China mischt mit

Mit dem Verlust des Sonderstatus soll Jammu und Kaschmir sich nach dem Wunsch der ­indischen Regierung wirtschaftlich öffnen und Investoren von außerhalb an­locken, die vor allem den Tourismus entwickeln sollen. Innenminister Shah hatte die Aufhebung von Artikel 370 damit begründet, dass dieser die Entwicklung der Region hemme. Dagegen meint der Entwicklungsökonom Jean Drèze: »Im Vergleich zu den meisten indischen Staaten hat Jammu und Kaschmir eine relativ prosperierende Wirtschaft und gute ­soziale Indikatoren.« Ein Grund für die niedrige Armutsquote sei, dass es im ­indischen Teil Kaschmirs in den fünfziger und siebziger Jahren radikale Landreformen gegeben habe, die durch Artikel 370 ermöglicht wurden.

Auch China, das einen kleinen Teil Kaschmirs kontrolliert und Anspruch auf diesen erhebt, kritisierte das Vor­gehen Indiens. Die Volksrepublik baut ihre Vormachtstellung in Asien bereits in Nepal und Sri Lanka aus. Ein Teil des Infrastrukturprojekts »Neue Seidenstraße« verläuft durch den pakistanischen Teil Kaschmirs. Deshalb hat die chinesi­sche Regierung kaum Interesse an ­einer militärischen Auseinander­setzung zwischen den verfeindeten Atommächten, auch wenn sie bisher nicht unbedingt ein deeskalierendes Verhalten an den Tag gelegt hat.

Indiens Verteidigungsminister Raj­nath Singh betonte, dass man daran festhalte, Atomwaffen nicht als Erster einzusetzen. Was aber in Zukunft passiere, hänge von den Umständen ab.