Mittwoch, 02.11.2022 / 21:56 Uhr

Iran: Schweigen als Parteinahme

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Viel ließe sich über die deutsche Iranpolitik sagen, kurz und prägnant hat es allerdings Navid Kermani für das Heute Journal auf den Punkt gebracht:

"Wir haben zunächst ein langes Schweigen gehabt als die Proteste losgingen, als schon auf Menschen geschossen wurde, insbesondere auf Frauen. Dann sagte die Außenministerin das habe ja gar nichts mit dem Islam zu tun. Dann wurden unter lautem Getöse Sanktionen beschlossen, die aber rein symbolisch sind.

 

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Und unser Bundeskanzler hat, bis auf einen einzigen vollkommen nichtssagenden Tweet, in diesen sechs, sieben Wochen kein einziges öffentliches Wort gesagt zu den Protesten. Das fällt auch im internationalen Vergleich auf. Nicht Partei zu ergreifen, wenn jemand auf den anderen schießt, das ist eine Art von Parteinahme und zwar für den, der schießt.

Der Bundeskanzler und mit ihm die Bundesregierung ergreift mit seinem Schweigen Partei in diesem Konflikt. Das muss ihm, das muss uns bewusst sein. Wir sind jetzt sozusagen in einem Boot mit Russland, mit China, mit Syrien."