Artikel von cornelia möser und maik söhler

Interview Shira Anski und Jossi Berkovich

»Ich kannte Nazis nur aus dem Fernsehen«

Zwölf israelische Journalistinnen und Journalisten sind zehn Tage durch Deutschland gereist. Einen Tag verbrachten sie in der südbrandenburgischen Kleinstadt Greifenhain, um in der dortigen Kirche an einer Diskussion über den "Braunen Alltag in Brandenburg" teilzunehmen. Geladen waren auch Neonazis aus der Region, die in dem rechten Terror an Schulen und auf der Straße nur Alkoholdelikte erkennen mochten.

Doch so richtig los ging es erst nach der Diskussionsveranstaltung. Vor der Kirche wurden die Israelis - mehrere von ihnen haben Eltern oder Großeltern in deutschen Vernichtungslagern verloren - von weiteren Neonazis erwartet. Diese fingen auch gleich mit den ortsüblichen Gesprächen an: "Woher kommt denn die Frage mit den sechs Millionen Juden? Die wurde doch von den Juden selbst aufgestellt. Weil sie Kohle einsacken wollen." "Das Mahnmal, das sie da in Berlin bauen wollen, das ist ein Lacher für mich. Ich möchte mal sehen, daß in Israel ein Mahnmal für die Palästinenser steht." Zum Abschied folgte eine Hitlerrede, die aus dem Lautsprecher eines Autos über den Kirchplatz ausgestrahlt wurde.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt zwar, aber, wie eine Sprecherin mitteilte, "gegen Unbekannt, da wir bislang nur die Vornamen der Jugendlichen kennen". Die Autonummern hatte sich keiner der anwesenden Polizisten notiert.

Shira Anski (22) arbeitet als Redakteurin bei dem privaten israelischen Fernsehsender Channel 2; Jossi Berkovich (33) ist Lehrer an der Journalistenschule Koteret in Tel Aviv.

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