Dienstag, 02.07.2024 / 23:29 Uhr

Ausschreitungen gegen syrische Flüchtlinge in der Türkei

Syrische Flüchtlinge an der türkischen Grenze, Bildquelle: Antepnews

Politiker der Opposition machen gegen sie Politik und längst will auch die AKP sie loswerden: die Millionen syrischer Flüchtlinge in der Türkei. Erneut kam es zu Ausschreitungen und Gewalt gegen sie.

 

Die Zeit, als syrische Flüchtlinge in der Türkei willkommen waren, ist längst vorbei. Wo möglich, versucht die Regierung sie zurück zu schieben und fährt längst eine repressive Politik. Im vergangenen Jahr hatte die Opposition sie sogar zum Wahlkampfthema gemacht und im Falle eines Sieges Massenabschiebungen versprochen. Noch immer leben 3,5 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei.

Derweil soll laut Human Rights Watch die Türkei alleine im letzten Jahr fast 60.000 Syrer deportiert haben, zurück in ein Land, in dem über 70% aller Menschen inzwischen, so die Zahlen der UN, von Lebensmittelhilfe abhängig sind und die Lage sich stetig weiter verschlechtert.

Immer wieder kommt in der Türkei es zu Übergriffen und Ausschreitungen gegen Syrerinnen und Syrer im Land, viele Türken würden sie lieber heute als morgen außer Landes schaffen. Besonders hässliche Szene spielten sich kürzlich in Kayseri ab,  als, wie T-online berichtet, ein "türkischer Mob die Geschäfte von Syrern angriff. Es seien auch Häuser und Fahrzeuge beschädigt worden, schrieb Innenminister Ali Yerliakya auf der Plattform X.

Die Wut richtete sich dabei nicht nur gegen die Geflüchteten selbst, sondern auch gegen die Politik des türkischen Präsidenten. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in Kayseri durch die Straßen zogen und Sprechchöre wie "Syrer raus" und "Trete zurück, Erdogan" riefen.

Offenbar hatte ein Fall von sexuellem Missbrauch das Fass auf türkischer Seite zum Überlaufen gebracht. So wurde in Kayseri ein syrischer Mann festgenommen, weil er sich an seiner sieben Jahre alten Cousine vergangen haben soll. Daraufhin kam es schon am Sonntag zu Angriffen auf syrische Einrichtungen in der Stadt. Insgesamt seien 67 Menschen nach den Ausschreitungen festgenommen worden, so der türkische Innenminister Yerlikaya."

Inzwischen haben sich die Proteste auch auf andere Städte ausgedehnt, wobei gezielt Geschäfte von Syrern in Brand gesetzt wurden.

Brennendes Gescäft in Reyanli, Bildquelle: Screenshot Al Jazeera

(Bild: Brennendes Geschäft eines Syrer in Reyhanli, Quelle: Al Jazeera Screenshot)

 

Die Bilder aus Kayseri wiederum führten zu Demonstrationen im von der Türkei kontrollierten Afrin in Nordsyrien:

"Vier Menschen starben. Sie seien bei "Feuergefechten zwischen Demonstranten und vor türkischen Stellungen postierten Wachen" ums Leben gekommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Demnach starben drei Menschen in der Stadt Afrin, ein weiterer in Dscharabulus. Zudem seien 20 Menschen verletzt worden.

Laut der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle nahmen hunderte Menschen in mehreren Städten an den Protesten teil. Vielerorts wurden demnach türkische Flaggen von Gebäuden abgerissen. Am Grenzübergang Dscharabulus eröffneten demnach türkische Grenzschützer das Feuer auf Demonstranten, die versuchten, in die Türkei zu gelangen."

Derweil hat Präsident Erdogan die Gewalt gegen Syrer im Land scharf verurteilt und die Polizei nahm bislang fast siebzig Tatverdächtige fest