Russland bestraft nun auch nationalistische, aber regierungskritische Opposi­tionelle

Einig beim Ziel, uneinig beim Weg

Sergej Udalzow, ein Anführer der Linken Front und Unterstützer des Kriegs gegen die Ukraine, sitzt in russischer Untersuchungshaft. Der Donbass-Veteran Igor Girkin alias Strelkow wurde wegen Extremismus verurteilt.

Die Nachricht kam für seine Mitstreiter und seine Gegner gleichermaßen überraschend. Sergej Udalzow, führender Kopf der Linken Front (LF), einer der bekanntesten linken Verteidiger der militärischen »Spezialoperation« Russlands in der Ukraine, wurde am 11. Januar festgenommen. Bis zum 11. Februar wird Udalzow, dem »Rechtfertigung des Terrorismus« in sozialen Medien vorgeworfen wird, in Untersuchungshaft bleiben.

Was den Aufenthalt hinter Gittern betrifft, kann der 46jährige auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Als Anführer der 1999 gegründeten stalinistischen Avantgarde der Roten Jugend (AKM) wurde er immer wieder wegen Aktionen auf der Straße festgenommen. Im Oktober 2008 war er federführend an der Gründung der Organisation Linke Front (LF) beteiligt, seitdem wurde sein Lob für Stalin leiser, die Kritik an Putin lauter. Einige Jahre versuchte Udalzow, die LF als linken Flügel einer breiten oppositionellen Koalition zu etablieren, ging zusammen mit Liberalen, Nationalbolschewisten und Nationaldemokraten zu Protestmärschen. Immer wieder scheiterten die Anläufe, ein gemeinsames Gremium der Opposition zu schaffen. Andere Linke warfen Udalzow einen Hang zum Aktionismus und Prinzipienlosigkeit vor.

Nach Beginn der Demonstrationen gegen Wladimir Putins Rückkehr ins Präsidentenamt, an denen zwischen 2011 und 2013 Zehntausende teilnahmen, zeigte der regierungsnahe Fernsehsender NTV Aufnahmen von Udalzow mit dem georgischen Parlamentsabgeordneten Giwi Targamadse, der angeblich einen Regimewechsel nach Art der sogenannten Rosenrevolution in Georgien 2003 und der Orangenen Revolution in der Ukraine 2004 in Russland finanzieren sollte. Udalzow und sein Mitstreiter Leonid Raswosschajew wurden 2014 zu viereinhalb Jahren Haft für die Anzettelung von und Teilnahme an öffentlichen Unruhen verurteilt.

Aus dem Gefängnis heraus versuchte Strelkow, sich als Kandidat für die Präsidentenwahlen im März aufstellen lassen.

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