Auszug aus dem Buch »Lucky Luke«

Der Mann, der den einsamen Cowboy erfand

Vor 100 Jahren wurde der geniale Zeichner Maurice De Bevere alias Morris in Kortrijk im belgischen Westflandern geboren. Aus seiner Begeisterung für die US-amerikanische Geschichte speist sich die franko-belgische Comic-Serie »Lucky Luke«.
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Es gibt wenige Künstler der neunten Kunst, die ihr Leben so nachhaltig und offenbar glücklich einer einzigen Kreation gewidmet haben wie der Zeichner (und manchmal Autor), der sich »Morris« nannte. Er gehörte zu jenen Künstlern, die gleichsam mit dem Zeichenstift im Mund geboren wurden: »Alle Zeichner werden Ihnen erzählen, dass sie schon in der Schule kleine Zeichnungen an den Rand ihrer Hefte gemalt haben. Ich habe Zeichnungen in der Mitte gemacht und die Aufgaben an den Rand gekritzelt.«

Als Maurice De Bevere 2001 mit 77 Jahren starb, hatte er mehr als 50 davon mit dieser einen Figur verbracht: Lucky Luke. Dabei war er alles andere als ein limitierter Geist; unter seinen Kolleginnen und Kol­legen galt er als »Intellektueller« mit einer Vielzahl von Interessen und Talenten. Nicht zuletzt interessierte er sich auch für die eigene Szene. In den sechziger Jahren arbeitete er an einer Artikelserie über die Comic-Künstler aus Frankreich und Belgien mit, und wenn man der Legende glauben darf, dann war er es, der den Comics die Bezeichnung »neunte Kunst« verlieh. »La Neuvième Art« war jedenfalls der Titel der Serie über Comic-Titel und -Künstler und Künstlerinnen, die er zusammen mit dem Journalisten Pierre Vankeer schuf. Als neunte Kunst bezeichnete Morris die Comics übrigens, weil er, nachdem der Film schon als sie­bente Kunst Anerkennung gefunden hatte, das Fernsehen als achte Kunst betrachtete. (Von dieser achten Kunst freilich ist weniger geblieben als von der neunten.) Aber Morris war auch einer von denen, die persönlich ganz gern im Hintergrund bleiben. Fast alles, was Morris über sich und die Welt zu sagen hatte, sagte er mit und durch Lucky Luke.

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