Der Film »Rodeo« fängt die Eintönigkeit der Vorstädte ein

Fanatischer Bewegungsdrang

Im Film »Rodeo« schließt sich die von Motorrädern faszinierte Französin Julia einer Gang an – und muss sich gegen die unverhohlene Aggression der Männer durchsetzen.

Dieser Film rückt seinem Publikum von der ersten Einstellung an auf den Leib: »Rodeo«, das Debüt der französischen Regisseurin Lola Quivoron, beginnt mit einer verzweifelten Julia (Julie Ledru). Ihr wohl nicht auf legalem Wege in ihren Besitz gelangtes Motorrad wird wiederum ihr gestohlen. Das kann sie nur schwer verkraften, denn sie pflegt eine richtige Obsession für den fahrbaren Untersatz.

Jeder, der ihr in die Quere kommt, nicht zuletzt ihr Bruder, bekommt Ärger mit ihr, was nicht selten auch in Handgreiflichkeiten ausartet. ­Julia schubst, drängelt, bettelt und schlägt, bis sie endlich, zuletzt gegen Bezahlung, ihr Ziel erreicht: Ihr Bruder ruft einen Inserenten an, der eine weitere Maschine zum Verkauf anbietet, und vereinbart einen Besichtigungstermin für sie.

Julia wirft sich in Schale, gibt sich beim Termin zunächst höflich und interessiert, ohne dabei jedoch an Hartnäckigkeit zu verlieren – und ist wenig später mit dem erbeuteten Gefährt auf und davon. Für kurze Zeit kann sie sich beseelt dem Freiheits- und Geschwindigkeitsrausch hingeben. Dann aber geht der Sprit aus – und sie muss schieben.

Während Julias Rangeleien bleibt die Kamera immer ganz nah an der hitzköpfig-impulsiven Protagonistin dran, umkreist sie und hat doch Mühe, die junge Frau mit ihrem unbändigen Bewegungsdrang im Bild zu halten, aus dem sie wie aus den sie umgebenden Verhältnissen beständig auszubrechen trachtet.

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