Die Krise in Argentinien spielt dem rechten Ökonomen Javier Milei in die Hände

Politik mit der Motorsäge

Tausende armer Familien protestieren in Buenos Aires für Arbeitsplätze und mehr staatliche Unterstützung. Unter Druck gerät die peronistische Regierung zudem durch den ultraliberalen Politiker Javier Milei, der immer populärer wird und ganze Ministerien abschaffen will.

Auf Argentinien lastet der Fluch der Inflation. In den vergangenen 80 Jahre betrug sie jedes Jahr durchschnittlich 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar lag sie nun zum ersten Mal seit 1990 höher als 100 Prozent.

Das ist noch nicht vergleichbar mit der ­Hyperinflation in den achtziger Jahren, als beispielsweise im Jahr 1989 die Preise um den Rekordwert von 3 080 Pro­zent stiegen. Aber weder die liberale Wirtschaftspolitik der Regierung von Präsident Mauricio Macri (Propuesta Republicana, Pro) ab 2015 noch die eher interventionistische Wirtschaftspolitik des seit 2019 regierenden Peronisten Alberto Fernández (Partido Justicialista, PJ) konnten die stetigen Preissteigerungen mindern.

Da mutet es geradezu grotesk an, dass Horacio Rodríguez Larreta (Pro), der Bürgermeister der autonomen Hauptstadt Buenos Aires, vor kurzem versicherte, sollte er Präsident werden, werde er die Inflation senken. Das lässt an die Worte seines Parteifreunds Macri denken, der im Wahlkampf 2015 behauptet hatte, die Inflation zu senken, sei »das Einfach­ste«.

Die Staatskassen sind nach Jahren der Krise, die in Argentinien schon vor der Pandemie begonnen hatte und auch durch den Ukraine-Krieg verschärft wurde, leer.

Mit dem unhaltbaren Versprechen hat Rodríguez Larreta seine Kandidatur bei den für den 13. August vorgesehenen Vorwahlen angekündigt, bei denen entschieden werden soll, welche Kandidaten einer Partei bei der Präsidentschaftswahl antreten, die für den 22. Oktober geplant ist. Innerhalb seines konservativ-neoliberalen Parteienbündnisses Juntos por el Cambio (Gemeinsam für den Wechsel) gilt Rodríguez Larreta als politischer Ziehsohn Macris und eher gemäßigter Kandidat.

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