Homestory

Homestory #41

Das war eine Überraschung: Wer vorige Woche die Jungle World aus dem Briefkasten geholt oder am Kiosk gekauft hatte, zog mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit kurz darauf nicht den Dschungel, sondern den Prospekt einer großen Handelskette, die allerlei elektro­nische Geräte vertreibt, aus dem Mantelteil der Zeitung hervor. Statt Musik- und Filmkritiken gab es Anzeigen für Fernseher, Waschmaschinen und Kühlschränke zu lesen. Viele bekamen allerdings auch wie gewohnt den Dschungel geliefert.

Wie es zu der Fehllieferung gekommen ist, lässt sich leider nicht sagen. Auch weshalb die einen eine Ausgabe mit Dschungel und die anderen eine mit dem Prospekt erhielten, ist unklar. Eine Kollegin, die in Berlin-Neukölln wohnt, bekam den Dschungel geliefert, eine andere, die im gleichen Bezirk lebt, den Prospekt. Leider ist uns auch keine unfreiwillige Guerillamarketing-Aktion geglückt: Die nicht verschickten Exemplare des Dschungels wurden nicht etwa Lokalzeitungen beigelegt, sondern blieben in der Druckerei liegen.

Schade eigentlich, dass die Leserinnen und Leser von Zeitungen wie dem Pinneberger Tagblatt statt einer ausgezeichneten Rezension von Julie Bindels Buch »Feminism for Women« und eines kritischen Artikels über das kürzlich eröffnete Humboldt-Forum in Berlin Texte über das Bevölkerungswachstum in der Stadt Tornesch und die Eröffnung der Pilzsaison in Pinneberg zu lesen bekamen.

Die Fehllieferung haben viele Leserinnen und Leser der Jungle World mit Humor genommen. Die Geschäftsführung berichtet, sie habe einige Anrufe von Abonnentinnen und Abonnenten erhalten, die freundlich und zu Scherzen aufgelegt gewesen seien. Ein Redakteur, der ebenfalls Anrufe von Abonnenten entgegennahm, erzählt, die Anrufer hätten die Sache mit dem Prospekt eher lustig gefunden. Außerdem haben sie uns »wichtige Infos« gegeben, zum Beispiel die, dass es in der Heimatstadt eines Anrufers gar keine Filiale der betreffenden Handelskette gebe.

Wohl eher ironisch gemeintes Lob gab es auch: Jemand schrieb uns, der Prospekt sei wie der Dschungel »sehr hochwertig produziert« und habe »ein ansprechendes Layout«. Zudem sei er auch aus ideologiekritischer Sicht aufschlussreich. »Am Ende erschienen mir die Beiträge jedoch etwas flach und besonders die Witze auf der letzten Seite waren mir zu technisch. Ich würde mich freuen, wenn wir doch noch den Dschungel zugeschickt bekämen.«

Das dürfte inzwischen hoffentlich geschehen sein. Wir haben nämlich allen Abonnentinnen und Abonnenten ein Exemplar der Dschungel-Ausgabe von voriger Woche nachgeschickt. Sollte der Dschungel noch immer nicht bei Ihnen angekommen sein, können Sie sich gerne bei uns melden. Wir schicken Ihnen dann ein Exemplar per Post oder als PDF per Mail, wie Sie möchten. Das gilt übrigens auch für Kioskkäuferinnen und Kioskkäufer, die eine Ausgabe mit Prospekt statt Dschungel gekauft haben.