Homestory #11/2017

Homestory #11

Kennen auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das beunruhigende Phänomen, das unmittelbar mit Ihrem Smartphone verknüpft ist? »Ich öffnete Facebook, dann Instagram, dann Messenger, und in der Zeit, in der ich die beiden letztgenannnten checkte, gab es die Chance, dass auf Facebook etwas passiert war. Also zurück und erneut öffnen. Dann Instagram. Dann Messenger. Der Kreislauf würde weitergehen.« Stundenlang, jeden Tag. Kommt Ihnen das nicht verdammt bekannt vor? Dann sind auch Sie vielleicht schon reif für professionelle Hilfe, Suchtprävention beispielsweise.
Oder für eine rabiatere Lösung, wie sie der britische Guardian als praktische Lebenshilfe gerade empfohlen hat. Unter dem Titel »Ich löschte meine Social Apps, weil sie mich zum Idioten machten« beschreibt die Autorin die grauenhaften Auswirkungen des stundenlangen App-Hopping: monatelang kein Buch gelesen, Nutzung der Apps, um wirkliche Emotionen durch Likes zu ersetzen, krasse Weltflucht. Aber auch der kalte Entzug ist nicht von Pappe: Kaum waren die Apps futsch, »stellte ich fest, dass ich mich öfter schlecht fühlte als gedacht«. Heimkommen, sich aufs Sofa setzen und denken, dass man nicht die Energie hat, ein Buch zu lesen oder einen Film zu schauen. Ist ja auch ziemlich viel verlangt, einen ganzen Film lang in die Glotze zu starren. Und plötzlich gibt es so viel freie Zeit, die ausgefüllt werden muss. Harte Sache! Das kann auf die Dauer nicht gutgehen, ein Rückfall muss her. Ein kontrollierter natürlich. Also alles wieder installieren. Gerät das App-Hopping erneut außer Kontrolle, kann man die Apps ja wieder löschen. Das ist vielleicht noch keine Lösung, aber immerhin ein neuer Kreislauf.
Dabei gibt es doch auch einen professionellen Umgang mit den Social Apps. Für die Menschen, die unmittelbar auf diese Apps angewiesen sind, weil sie Fakten, Fakten, Fakten produzieren, wie die Pros aus der Redaktion Ihrer kleinen, aber feinen Lieblingszeitung. Die halten sich strikt an die folgende Prozedur fürs professionelle Schreiben, die kürzlich auf Twitter enthüllt wurde. Ist ganz einfach, wenn man es erst mal richtig geübt hat:

1) Starre aus dem Fenster.
2) Sorge dich vor dem Faschismus.
3) Öffne ein Word-Dokument.
4) Starre auf seine arktische Leere.
5) Seufze.
6) Geh auf Twitter.

So machen’s die Pros!