Homestory

»Werft den Purschen zu Poden!« Fast jeder hat Monty Pythons »Das Leben des Brian« mal gesehen. Nachts im Öffentlich-Rechtlichen oder im Schulunterricht mit den armen Sündern geschmunzelt, wie sie da an ihren Kreuzen hängen, dem Tode geweiht, und dem Leben trotzdem etwas Positives abgewinnen wollen: »Always look on the bright side of life!« Zu Beginn des Films ist ein Mann zu sehen, ein Irrer, der »Jehova, Jehova!« vor sich hin ruft. »Blasphemie, er wiederholt seine Sünde!« lautet das Urteil – wenig später wird es kein gutes Ende mit ihm nehmen. Auch den berühmten Indiana Jones hätte es wegen Gott beinahe zerrissen: In »Der letzte Kreuzzug« muss er sich über ein Feld beschrifteter Steinplatten bewegen, von einer Platte zur nächsten springen und dabei den Namen des Herrn buchstabieren: Vom J zum e zum h zum v usw. – schon sein erste Schritt ist falsch, denn im Lateinischen wird Jehova mit I und nicht mit J geschrieben. Indy Jones stürzt nicht in die Tiefe, auch in diesem Film rettet ihn sein ständiger Begleiter, die Peitsche, das ein oder andere Mal. Eine Waffe, die häufig im Zusammenhang mit welchem Erlöser auch immer von Belang ist. Als Klaus Kinski sich in seinem Stück »Jesus Christus Erlöser« etwas mehr als nötig in seine Rolle hineinsteigerte und ihn das Publikum provozierte – woraufhin er umso ausfallender pöbelte –, da äußerte ein Zuschauer einen Verdacht: Der Wüterich auf der Bühne könne gar nicht der wahre Christus sein, denn der sei duldsam gewesen, hätte versucht, andere zu überzeugen, und sicherlich auch von niemandem verlangt, die Schnauze zu halten. Kinski rastete aus: »Nein, er hat nicht gesagt: ›Halt die Schnauze‹. Er hat eine Peitsche genommen und hat ihm in die Fresse gehauen! Das hat er gemacht, du dumme Sau! Und das kann dir auch passieren!« Tom Arraya von Slayer sang »God hates us all!« – ganz originell: Gott hasst uns alle, aber eben gleichermaßen, demokratisch sozusagen. Eine Vorstellung, die mit der Realität schwer in Einklang zu bringen ist.
Noch immer glauben Menschen zu wissen, wie sie den Zorn einer höheren Macht abwenden können. Sie greifen wirklich zur Peitsche, geißeln sich, bestrafen andere; sie arbeiten wie besessen, üben Verzicht, sprengen sich und andere in die Luft, richten Blutbäder an – weil irgendwer in ihren Augen Gott durch Taten, Worte oder wie auch immer verspottet hat. »Das Leben des Brian« war auch wegen des antiken Settings witzig: In grausamer Vorzeit hatten die Menschen einen gehörigen Knall. Sie steinigten, lynchten, erniedrigten und verbannten jeden, dessen Weltanschauung ihnen nicht passte. Vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte fragt man sich, was genau sich seitdem eigentlich geändert hat.