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Der Kaffee ist ausgetrunken, der letzte Büchertisch ist abgeräumt, die Gäste und ReferentInnen sind wieder nach Islamabad, Tel Aviv, Paris oder Rom zurückgekehrt. Drei Tage lang wurde in der Technischen Universität in Berlin über die Folgen des 11. September 2001 diskutiert. Die Jungle World, Memri, das iz3w aus Freiburg und der Asta der TU hatten dazu eingeladen.

Viele kamen, einer hat gefehlt. Hazem Saghiya, der unter anderem als Kolumnist für die Londoner Zeitschrift al-Hayat arbeitet, konnte leider nicht zum Kongress erscheinen. Für seine Absage, die er sehr bedauerte, hatte er gute Gründe. Bei einer Teilnahme fürchtete er Repressalien gegen sich und seine Familien im Libanon.

Die angespannte Situation im Nahen und Mittleren Osten, der mögliche Krieg gegen den Irak waren die beherrschenden Themen des Wochenendes. Wer über genügend Ausdauer verfügte und mit wenig Schlaf auskam, konnte sich mit zahlreichen Beiträgen zu diesem Thema auseinandersetzen.

Wer jedoch Glaubensbekenntnisse oder einfache Parolen erwartet hatte, blieb sicherlich enttäuscht zurück. Auch trotzkistische Manifeste wurden diesmal nicht verlesen, antiimperialistische Zwischenrufe hielten sich in Grenzen, rote Köpfe gab es nur beim Suppelöffeln. Das Interesse an Informationen und an einer sachlichen Auseinandersetzung war groß. Wir wussten gar nicht, dass unsere Leserinnen und Leser so ruhige und ernste Menschen sind. Wieder sind wir ein bisschen schlauer.

Für alle, die es nicht zum Kongress geschafft haben und die dennoch erfahren wollen, was arabische Intellektuelle über die Entwicklung im Mittleren Osten und den politischen Islam denken, was ein israelischer Schriftsteller bei seinen Deutschlandreisen so erlebt und was afghanische Frauen über den Krieg in ihrem Land denken, kann es demnächst zumindest nachlesen.

Auch Saghiyas Beitrag wird in dem Kongress-Reader zu finden sein, der im Berliner Verbrecher Verlag erscheinen wird. Bei allen Teilnehmern des Kongresses und den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern wollen wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Und bis der Reader erscheint, wird die Diskussion über die wichtigsten Themen der Welt in dieser kleinen, aber feinen Wochenzeitung fortgesetzt.