Homestory

In der letzten Ausgabe zeigten wir Ihnen auf Seite 26 schmutzige Tassen und Teller, schmutzige Tassen und Teller, die sich im fahlen Licht einer Küchenfunzel vor einer Flasche "Spülfit" auftürmen, und behaupteten, die Szene spiele bei Jüngers zu Haus in der Proletarierwohnung.

Wir glaubten, ein Stahlgewitter an Beschwerdebriefen breche über uns herein, aber nichts da. Sie haben es uns abgenommen. Und warum? Sie glaubten eben, bei Jüngers sehe so aus wie bei Ihnen, nicht wahr? Feng-shui! Antworten Sie jetzt bitte nicht mit: "Gesundheit". Denn Feng-shui sagt Ihnen, warum Sie manchmal keine Lust haben, zum Kiosk zu gehen. Warum? Weil es in Ihrer Küche so uninspiriert aussieht wie in Pseudo-Jüngers.

Da fühlt sich der Hausgeist nicht wohl, der kleine Feng-shui (sprich: Fung-schwä, glauben wir jedenfalls, unser Feng-shui-Berater ist Schwabe). Dieser Genius loci mag nicht, wenn unsaubere Ecken und Berge aus Undefinierbarem entstehen. Dann mufft und strahlt er, Sie nehmen den strahlenden Muff in sich auf, und schon kriegen Sie die Motten. Nicht wirklich, natürlich, nur spirituell.

Wir wissen das, seit unser Feng-shui-Berater einmal durch unsere Räume schritt und skeptisch seinen Ho-Tschi-Minh-Bart kraulte. Tische, die nicht quer zur Wand stehen, Sitzecken, die Energiefelder abdecken, Klotüren, die geöffnet sind (Energieverlust), lieblose Gänge (kein Karrierebewußtsein), schmutzige Teller. "Weiche von mir, weiche von mir", schrie er den bösen Büro-Geist an. Wir sanken nieder, hoben die Arme und frugen: "Was sollen wir tun, was sollen wir tun, Meister?" - "Schildkröte!" - "??" - "Sofort eine Schildkröte bilden, mit dem Rücken zur Wand sitzen, Kopf einziehen und erst wieder rauskommen, wenn der Salat sprießt."

Noch manch merkwürdige Ratschläge gab uns der schwäbische Berater. Aber, wie auch immer, Hokuspokus, seitdem ist die Migräne wie weggeblasen, der "Rüssel" (Ausland) frei, die Analyse stimmt wieder. Nur die Küche hat vermutlich weiterhin einen schlechten Feng-shui, einen genuinen Jünger-Groove. Aber das liegt nur daran, daß wir uns nicht mehr umdrehen dürfen.
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