Zahme Kätzchen

Die Türkei ist erbost über die Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union (EU) mit Zypern. Eine Einladung zur Europa-Konferenz, die eigens für die Türkei geschaffen wurde, lehnte Ankara ab. Rauf Denktasch, das Oberhaupt der türkischen Zyprioten, beendete sofort die von den Vereinten Nationen vermittelten Gespräche. Er verlangte die "gleichen politischen und souveränen Rechte" für die "Türkische Republik Nordzypern", die nur von der Türkei anerkannt ist. Eine gemeinsame Delegation mit den Zypern-Griechen lehnt er ab. Yilmaz und Denktasch wollen nun ihre Drohung vom 20. Januar dieses Jahres wahrmachen und Nordzypern ins türkische Staatsgebiet eingliedern. Der griechische Geheimdienst berichtete bereits über eine militärische Bewegung türkischer Einheiten in Richtung Zypern.

Brüssel bedauerte die Reaktion der türkischen Regierung, Bundesaußenminister Klaus Kinkel sprach von einem falschen und unberechtigten Schritt Ankaras. Nur der starke Nato-Partner USA zeigte Verständnis für die Türkei, die eine unverzichtbare Basis für US-Mittelost-Politik darstellt. Die Türkei habe sich als verläßlicher Nato-Partner bewährt, tröstete der US-Präsident William Clinton das verbitterte Ankara.

Unklar ist noch, ob das türkische Parlament einer Ost-Erweiterung der Allianz zustimmen wird. Auf der Nato-Außenministerkonferenz in Brüssel wurden vergangene Woche die Verträge zur Ost-Erweiterung unterzeichnet und der förmliche Beitrittsprozeß von Ungarn, Polen und Tschechien eingeleitet. Voraussetzung für deren Teilnahme als gleichberechtigte Mitglieder am Gipfeltreffen im April 1999 ist, daß die Parlamente aller Nato-Staaten die Beitrittsverträge ratifizieren. Während der türkische Außenminister Ismail Cem diese Verträge unterzeichnete, bleibt offen, ob das türkische Parlament nicht wegen des EU-Troubles die Ratifizierung verweigert.