Rassisten in der Opposition

Zu Beginn des 50. Parteitags des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) hat der Präsident Südafrikas, Nelson Mandela, am 16. Dezember die weiße oppositionelle Nationalpartei (NP) und die Medien des Landes scharf angegriffen. Diese propagieren nach Ansicht des 79jährigen "reaktionäre, gefährliche und opportunistische" Positionen gegen den seit 1994 regierenden ANC. Es sei ein "ganzes Netzwerk geschaffen worden, um die Situation zu destabilisieren", militante Rassisten würden mit Hilfe internationaler Kontakte Waffenlager anlegen und konspirative Strukturen aufbauen.

Auch die von den Weißen beherrschten Medien wären an der Kampagne zur Destabilisierung des Landes beteiligt, ebenso internationale "Hilfsorganisationen". So führte Mandela ein Dokument der US Aid for International Development an, in dem als Ziel formuliert werde, "Präsident Mandelas Arbeit in verschiedenen Punkten zu erschweren". Für Renier Schoeman, Sprecher der bis 1994 im Apartsheitsstaat regierenden NP, bezeichnete die Anschuldigungen Mandelas als "paranoid". Mandela, so Schoeman zur britischen Tageszeitung The Guardian, würde die Bedeutung der Pressefreiheit mißachten.

Auf dem in Mafikeng stattfindenden ANC-Parteitag wurde zudem der 55jährige Thabo Mbeki zum Nachfolger Mandelas als ANC-Vorsitzender gewählt, im Sommer 1999 soll er auch das Amt des südafrikanischen Staatspräsidenten von Mandela erben. Mbeki, dessen Vater Govan 1963 zusammen mit Nelson Mandela vom rassistischen Regime verhaftet und für ein Vierteljahrhundert auf der Gefängnisinsel Robben Island eingesperrt wurde, gilt als Vertreter einer "modernen" Wirtschaftspolitik. So macht sich der in der Sowjetunion militärisch ausgebildete Mbeki für ausländische Investitionen stark - gegen den Widerstand des linken ANC-Flügels, der Gewerkschaft Cosatu und der Kommunistischen Partei des Landes.