Samstag, 29.06.2024 / 23:27 Uhr

Hizbollah Waffenlager auf dem Flughafen Beirut

Der Flughafen von Beirut, Bildquelle: NASA, Flickr

Ein Bericht über die Nutzung des Beiruter Flughafens durch die Hisbollah zur Lagerung iranischer Waffen, Raketen und Sprengstoffe hat in libanesischen Politikerkreisen Besorgnis ausgelöst.

 

Die britische Tageszeitung Telegraph berichtet unter Berufung auf Informanten des Flughafens, dass sich auf dem Gelände ungesteuerte Raketen iranischer Herkunft, Kurzstreckenraketen vom Typ Fateh-110, mobile ballistische Raketen und M-600-Raketen mit einer Reichweite von 250 bis 320 Kilometern sowie andere Waffen befinden. Der Zeitung zufolge wecken diese Informationen die Befürchtung, dass der Flughafen Rafik Hariri, der nur vier Meilen vom Stadtzentrum Beiruts entfernt liegt, zu einem militärischen Ziel werden könnte.

Der Telegraph zitierte aus der Erklärung der International Transport Association: »Wir wissen seit Jahren, dass die Hisbollah am Flughafen Beirut Waffen gelagert hat. Wir wollen den Flughafen Beirut schließen und alle Waffen und Sprengstoffe entfernen.« Auch Mitarbeiter des Flughafens berichteten, Hisbollah-Mitglieder würden sie daran hindern, die Kisten aus dem Iran zu untersuchen. Der Bericht nannte Wafiq Safa, ein Mitglied des engen Kreises von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, als verantwortlichen Funktionär der Terrorgruppe am Beiruter Flughafen, der quasi permanent vor Ort sei. 

Der ehemalige libanesische Minister Richard Koyoumjian forderte in einem Kommentar zu dem Artikel eine sofortige Untersuchung. Koyoumjian, der Leiter der Abteilung für Außenbeziehungen der Partei der Libanesischen Kräfte ist, betonte: »Als Libanesen haben wir echte Bedenken und Befürchtungen bezüglich der Aussagen in dem Bericht der britischen Zeitung über die Nutzung des Beiruter Flughafens durch die Hisbollah zur Lagerung von Waffen, Raketen und Sprengstoff oder zum Waffentransport.«

Massiver Einfluss der Hisbollah 

Der ehemalige libanesische Minister, der 2019 das Ressort für soziale Angelegenheiten übernommen hatte, fügte hinzu, dass »die Hisbollah aufgrund früherer Erfahrungen den Flughafen Beirut und andere Landübergänge nutzen könnte, um Waffen zu lagern oder als Drehkreuz, um sie weiter zu transportieren«. Er untermauerte seine Aussage mit den Worten, der Flughafen Beirut befinde sich in einem Gebiet, das weitgehend dem Einfluss und der Kontrolle der Hisbollah unterliege. »Die Hisbollah hat ihre eigene Art, Waffen einzuschleusen und sie zum und vom Flughafen zu transportieren.«

Koyoumjian wies darauf hin, dass »sich der Libanon in einer sehr schwierigen Situation befindet und Israel die Tatsache, dass Waffen auf dem Flughafen Beirut gelagert sind, nutzen könnte, um ihn zu bombardieren«. Die Libanesen hätten unter früheren Erfahrungen gelitten, fuhr er fort, »und wir wollen nicht in eine neue Katastrophe stürzen, angesichts der Möglichkeit einer Bombardierung des Flughafens als Folge der Beteiligung der Hisbollah am Krieg«.

Der Forscher und politische Autor Makram Rabah sagte, wegen des Fehlens einer offiziellen Autorität kontrolliere die Hisbollah den Flughafen und andere öffentliche Einrichtungen und nutze den Flughafen sowie den Hafen von Beirut und die Grenzübergänge für ihre Waffentransporte. »Die Hisbollah kann tun und lassen, was sie will. Der Koordinationsbeauftragte der Organisation, Wafiq Safa, bedrohte kürzlich den Richter im Verfahren um die Explosion im Beiruter Hafen, Tariq Al-Bitar, was das Ausmaß des Einflusses der Partei im Land zeigt.«

Die Lagerung von gefährlichen Chemikalien durch die Hisbollah im Hafen von Beirut führte am 4. August 2020 zu einer gewaltigen Explosion, bei der mindestens 235 Menschen getötet und Tausende verletzt wurden. Sie zerstörte mehr als die Hälfte der Stadt, aber die Justiz hat wegen des Einflusses der Terrormiliz noch keine Verurteilungen ausgesprochen.

Rabah wies auch darauf hin, dass ein im vergangenen Jahr veröffentlichter Bericht über die zivile Sicherheit auf dem Flughafen »von den Behörden nicht berücksichtigt wurde, was den Einfluss der Hisbollah auf die libanesischen Institutionen unterstreicht«. Im letzten Jahr hatten die Europäische Agentur für Flugsicherheit und die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation in einem Bericht über die öffentliche Sicherheit am internationalen Flughafen Rafik Hariri Bedenken geäußert, die »dringende Maßnahmen zu ihrer Verbesserung« erfordern.

 

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch