Sonntag, 23.07.2023 / 23:01 Uhr

Haftar an Menschenschmuggel nach Griechenland beteiligt?

Libysche Küstenwache mir Flüchtlingen, Bildquelle: News.cn

Einem Bericht zufolge stecken Mitarbeiter des libyschen Generals Khalifa Haftar hinter dem überladenen Boot, dass im Juni vor Pylos an der griechischen Küste kenterte und mehrere hundert Flüchtlinge mit sich in den Tod riss.

 

Nachdem verschiedene Medien wie 'We are Solomon' Welt, Guardian und CNN in den letzten Wochen in Recherchen herausfanden, dass das Unglücksboot von Pylos aller Wahrscheinlichkeit durch Intervention der griechischen Küstenwache kenterte kommt nun heraus, dass nicht die von den Griechen festgenommnenen und des Menschenschmuggels angeklagten Ägypter den Seelenverkäufer organisiert hatten, sondern dahinter wohl das Netzwerk des libyschen Generals Haftar steckt:

The people behind the deadly shipwreck off Greece in June are smugglers with close ties to Libya's eastern commander Khalifa Haftar, according to a new media investigation.

Based on testimonies from a survivor, a smuggling helper and a Libyan insider, a man named Muhammad A., who works for a special forces unit under Haftar's control, was the main facilitator of the trip.

On 9 June, a boat set sail from the eastern Libyan city of Tobruk, which is under Haftar's control, carrying approximately 750 people hoping to reach Europe. 

The overlaid vessel sank off Greece's Peloponnese peninsula five days later. There were 104 survivors, but more than 500 remain missing in one of the deadliest shipwrecks of refugee boats in years. 

Der Spiegel, research network Lighthouse Reports, and the media organisations Reporters United, El Pais and Siraj on Friday published the findings of an investigation into the smuggling network which organised the boat trip.

Verwundern sollte eine diese Meldung nicht, warum auch sollte Haftar, der den Osten Libyens kontrolliert, das lukrative Geschäft mit EU und Flüchtlingen der Konkurrenz der Regierung im Westen des Landes überlassen. Dort unterstützt und finanziert die EU seit langem irgendwelche Halsabschneidermilizen, die sich seitdem Küstenwache nennen und oft jene Flüchtlinge aus dem Meer fischen, denen sie vorher - ohne Uniform - teure Überfahrten in seeuntüchtigen Booten verscherbelt hatten. 

Und Haftar war erst kürzlich in Rom, um dort in Gesprächen mir der Meloni-Regierung sich als Helfer im Kampf gegen das, was im offiziellen Jargon "illegale Migration" heißt, ins Spiel zu bringen. Im Mai weilte er in Rom "for meetings with government officials, including Prime Minister Giorgia Meloni and Foreign Minister Antonio Tajani. Talks revolved around migration fluxes, which are increasing across the Mediterranean, and political stabilisation in Libya and other African countries – including the Sudanese armed crisis".

Über die Resultate des Treffens hüllten die Beteiligten sich in Schweigen, aber man kann sich in etwa denken, worum es ging: Was Haftars Dienste im Kampf gegen Flüchtlingen so kosten.

Dass Zahlungen an solche Warlords nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, weil sie auch weiter am Millionengeschäft, das die Flucht übers Mittelmeer eben auch ist, mitverdienen wollen, scheint sich noch nicht wirklich in Europa herumgesprochen haben, auch wenn in den Straßen von Tripolis jedes Kind weiß, dass die, die in Uniform sich Küstenwache nennen, wenn sie die Dinger ausziehen, oft ein saftiges Zubrot mit dem Verkauf von Überfahrten nach Europa verdienen.

In einem Bericht des UN Human Rights Council dagegen wird Klartext gesprochen:

The latest report of the UN Human Rights Council’s Independent Fact-Finding Mission on Libya states that there is evidence that units and members of the so-called Libyan Coast Guard cooperate with smugglers and are involved in human trafficking themselves, particularly in the western Libyan region of Zawiya. Evidence has come to light that the Libyan Coast Guard unit in this area colludes with the al-Nasr detention centre in Zawiya. The unit’s commander, Abd al-Rahman al-Milad, better known as ‘Bija’, has been on the UN Security Council sanctions list since June 2018 for involvement in human trafficking.

Da heißt: Flüchtlinge, die die libysche Küstenwache aus dem Meer fischt enden dann oft in jenen furchtbaren Internierungslagern, in denen Zwangsarbeit und Prostitution weitere Einnahmequelle bilden.

Wer also wollte Herrn Haftar übel nehmen, wenn er jetzt das lukrative Geschäftsmodell ebenfalls betreibt - neben all den anderen Geschäften, die ihm Geld in seine Kriegskasse spülen wie etwa Waffenlieferungen in den Sudan?