Samstag, 07.01.2023 / 09:50 Uhr

Javanrud: Ein kleiner Erfolg der Protestbewegung

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Proteste in Iranisch-Kurdistan, Bildquelle: KHRN

Die iranisch-kurdische Stadt Javanrud ist seit Monaten eine der Zentren der anti-Regime Proteste, weshalb die Bevölkerung unter extremen Repressionen zu leiden hatte. Ausgangssperren und eine de facto Abschottung der Stadt vom Rest des Landes waren nur eine Form von Bestrafung. Es kam auch zu Massenverhaftungen und Sicherheitskräfte erschossen und verwundeten Dutzende von Demonstratinnen und Demonstranten. Verletzte trauten sich nicht Krankenhäuser aufzusuchen, weil sie Angst hatten, angezeigt zu werden.

In den letzten Tagen hatten Kleriker, Notabeln der Stadt und Aktivisten einen Aufruf an die Regierung adressiert mit der Forderung, dass die Repressionen aufhören müssten:

In a statement read out in a video message, they urged the regime to finish “the economic and military siege" of the city, as well as to stop creating the atmosphere of fear and insecurity.

They also mentioned the situation in the country as evidence of the continuation of the "violent crackdown” on people of the city, calling for ending the repression and releasing people who were arrested during recent protests.

They criticized the regime’s increasing use of military force in the city that has led to widespread anxiety, and crisis in the city.

In addition to Javanrud in western Kermanshah province, they also denounced the military atmosphere of other places, especially cities with Kurdish population in western Iran, and Baluchi population in Sistan-Baluchistan province as well as the city of Semirom in the central Esfahan province.

The military checkpoints at the gates of these cities should be removed so that normal life can be restored for the residents of these cities, they added.

Wie nun eine Quelle aus Javanrud berichtet, scheinen sie Erfolg gehabt zu haben. Die Bevölkerung hätte, so die Nachricht, mit ihrer Einigkeit dem Regime die Stirn geboten und viele der Checkpoints seien nun abgebaut worden, nur zwei an den Eingängen der Stadt seien geblieben. Die werde als Sieg der Protestierenden gefeiert und zeige, dass Druck auf das Regime helfe.

Ganz besonders, da sowohl in den kurdischen Regionen als auch in Sistan-Baluchistan, beides Gebiete mit sunnitischer Mehrheit, sich Kleriker und religiöse Führer solidarisch mit den Protesten zeigten und dafür sogar Verrhaftung und Repression in Kauf nehmen. Der obserste sunnitische Mufti im Iran, der aus Balutchistan stammende Abdolhamid Ismail-Zai, hatte sich vom ersten Tag der Demonstrationen nach dem Tod von der Kurdin Mahsa Amini sehr deutlich mit den Protestierenden solidarisiert. In einer Freitagspredigt im November etwa fand er folgende scharfe Worte: „Wo ist die Freiheit? Wo bleibt die Pressefreiheit? Wo bleibt die Meinungsfreiheit? Alles im Iran wird zensiert. Alles ist eingeschränkt. Ein großer Teil des iranischen Volkes protestiert und ist unzufrieden.“

 

.Während sich 2009 zu Zeiten der grünen Bewegung gegen die gefälschte Wiederwahl von Mahmoud Ahmeidinejad Bewohnerinnen und Bewohner Kurdistans und Balutschistans eher zurück hielten, gelten beide Regionen diesmal als Hotspots der Proteste gegen das Regime.