Mittwoch, 13.12.2017 / 07:30 Uhr

In Mauretanien werden Menschen als Sklaven geboren

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Aus dem Netz

Ein Interview mit dem mauretanischen Menschenrechtsaktivisten Biram Dah Abeid:

Seit 36 Jahren ist Sklaverei in Mauretanien offiziell verboten. Seit 2007 gibt es ein zusätzliches Gesetz, laut dem Sklavenhalter gerichtlich verfolgt werden. Welche Formen von Sklaverei existieren trotzdem noch?

Biram Dah Abeid: Noch heute kommen in Mauretanien Menschen als das Eigentum eines Anderen auf die Welt. Laut "Global Slavery Index" leben bis zu 160.000 Menschen im Land unter sklavenähnlichen Bedingungen. Es sind Schwarzafrikaner, genannt Haratin, die sich im Besitz von Menschen aus der arabisch-berberischen Elite des Landes befinden, den Mauren, die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Die Haratin sind an die Familie ihres Herrn gebunden; sie haben kein Recht auf Bildung, keine Bürgerrechte, sie verdienen kein Geld und müssen teilweise besonders harte Arbeiten verrichten.

Wie wird diese Tradition weitergegeben?

Dah Abeid: Traditionell werden diese Sklaven nicht verkauft, sondern als Kinder verschenkt, wenn der Nachwuchs der Herrschaft heiratet und eine eigene Familie gründet. Die Frauen gehören qua Geburt dem Meister, der sie für seine sexuellen Begierden benutzt. Sie dürfen sich nicht verweigern. Neben dieser traditionellen Form der Leibeigenschaft gibt es aber auch moderne Formen von Sklaverei.

Worin liegt der Unterschied?

Dah Abeid: Hier handelt es sich um schwarze Mauretanier oder Migranten aus anderen afrikanischen Ländern, die harte Arbeiten verrichten und von ihren arabisch-berberischen Arbeitgebern schlecht bezahlt und schlecht behandelt werden. Männer und Kinder hüten Tiere, und Frauen arbeiten als Hausangestellte unter sehr harten Bedingungen.

Quelle: Qantare.de