Dienstag, 11.12.2018 / 17:14 Uhr

»Knud gegen Böse«, Teil Fünfzehn - Der Wind kam immer von vorn

Von
Knud Kohr

17 Uhr 15. Ein kurzer Blick vom Balkon lehrt Ihren Blogger, dass die Sonne ihr Tagwerk schon beendet hat. Gibt es eigentlich festgeschriebene Kurzarbeitszeiten für Fixsterne? Und wenn ja, von wann bis wann gelten die?

Heute hat die Sonne auf jeden Fall nur kurz mal nach unten geblinzelt. Und gleich danach entschieden, dass ihr das Wetter unten auf der Erde deutlich zu mies ist für einen normalen Gang über den gesamten Horizont. Fast wurde ihr ein bisschen melancholisch zumute zwischen den Strahlen. Fast hätte sie ernthaft erwogen, eine einzelne dicke Träne aus ihrem linken Auge hervorzudrücken. Oder lieber aus dem rechten? Naja, je länger der Autor dieser Zeilen grübelte, desto egaler wurde ihm das zu erwartende Ergebnis.

In einer der letzten Kolumnen hatte Ihr Blogger ja mal darüber geschrieben, wie mies gelaunt und traurig er in seiner Jugend regelmäßig auf seinem Dreigang-Bonanzarad durch das graue norddeutsche Wetter gestampft war.

Sagen Sie mal, meine Damen und Herren, waren Sie in Ihrer Jugend eigentlich auch immer so mies gelaunt? Ihr Autor war eigentlich immer schlecht gelaunt. Oder er fühlte sich vom Leben betrogen. Und die Liebe? Hören Sie mir auf mit der Liebe. Die war immer gerade woanders beschäftigt. Außerdem: Immer regnete es. Und der Wind kam immer von vorn.

Wissen Sie was, meine Damen und Herren? Das wird heute nichts mehr mit besserer Laune. Da lässt Ihr Autor einfach jetzt und gleich den Hammer fallen. Kommt ja doch nichts mehr dabei raus.

Und zu verreisen hilft auch nicht immer.Vor einigen Monaten machte Ihr Blogger sich ja mal auf zu einer Kurzreise an die Stätten seiner Jugend. Meine Damen und Herren – da war schlechte Laune aber garantiert.

Dabei fällt Ihrem Blogger ein: Was wurde eigentlich aus Dietmar Degner, der einen Onkel-Dietmar-Laden betrieb und den das Kind, das selbst Ihr Blogger einmal war und vielleicht wieder werden wird, regelmäßig ans oberste Regal jagte, um ihm eine Lakritzschnecke für fünf Pfennig zu holen? Oder aus dem alten Herren, der jeden Morgen mit leerem rechtem Mantelärmel an ihm vorbeieilte, ohne ein einziges Mal zu grüßen? Alle zur Zeit tot oder über 130? Oder rennen sie alle immer noch an der Elbmündung rum? Weil der Tod sie vergessen hat? Aber andererseits ist ja „Vom Tod vergessen“ der Arbeitstitel, unter Ihr Blogger gerade an einer längeren Erzählung schreibt. Wird das vielleicht gar sein neuer Roman? Der letzte hat mittlerweile schon sechs Jahre auf dem Buckel.

Ach, meine Damen und Herren, Ihr Blogger hört für heute auf. Und sei es nur, um seinem Kühlschrank ein paar Speisen zu entreißen, die es verdienen, verzehrt zu werden, bevor die strenge alte Dame namens „Zeit“ sich ihrer annimmt.

Bleiben Sie mir gewogen.