Donnerstag, 01.11.2018 / 10:25 Uhr

»Knud gegen Böse«, Teil elf - Horror vacui

Von
Knud Kohr
Horror vacui

Manche Tage sind leerer als andere. Dafür ist das Internet da.

Bild:
pixabay

Meine Damen und Herren,

 

ich hoffe, es geht Ihnen gut.

 

Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass ihr Blogger sich beim letzten Mal an die erste Geschichte erinnerte, die er je geschrieben hat? „Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Die eine hieß Eselkraut, und die andere war auch ganz nett“? Dann lassen Sie mich Ihnen jetzt bitte unterstellen: Die Mehrheit von Ihnen befindet sich „auf dem langen Weg zwischen Tramper-Monatsticket und Seniorenpass“. Wie vor etlichen Jahrzehnten mal eine heute völlig zu Recht völlig vergessene norddeutsche Rockband in ihrem einzigen Radiohit dem Gehör der hilflosen Hörerschaft entgegen rumpelte. Gibt es eigentlich noch das Tramper-Monatsticket?

 

Geradezu ereignislos verliefen auch die ersten Tage seit der letzten Meldung ihres Bloggers.

 

Der Horror vacui (wie wir Blogger mit Abitur zu schreiben pflegen) ging so weit, dass er sich auf völlig überflüssigen Seiten mit vollends zu vernachlässigenden Informationen im Internet herumtrieb. Wussten Sie zum Beispiel, dass heute der Heul-den-Mond-an-Tag ist? Und morgen der „Tag der schwarzen Katze“ sein wird? Spüren Sie auch den Wunsch, das geradezu epische Geräusch eines umfallenden Reissacks in China zu hören?

 

So konnte es auf jeden Fall nicht mehr weitergehen.

 

Rettung kam wie so oft aus den Tiefen des Internets. Jedenfalls für nachweislich kluge Menschen wie ihren Blogger, der hiermit Titelschutz für die Formulierung „das Internet ist das Internat des dritten Jahrtausends“ beanspruchen möchte.

 

Oder bleiben wir bescheiden und sagen wir „des 21. Jahrhunderts“. Denn neulich erst sprach ich mit meiner Futur-2-Therapeutin, was da noch alles nach den Konfirmationsunruhen Ende des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts auf uns letztlich doch nicht zukommen wird. Oder wurde. Oder so.

 

Dieser Frau vertraue ich blind. Und lasse mich auch nicht durch den Umstand verunsichern, dass sie in regelmäßigen Abständen versucht, sich selbst mit den Eckzähnen ins eigene Ohrläppchen zu beißen. Wann immer mich dieser Tick von ihr nervös macht und das Gespräch zu verebben droht, beginnt sie hysterisch zu lachen und schlägt mir abwechelnd auf die Knie. "Steht alles schon bei Woody Allen. In ´Ohne Leid kein Freud´. Sollten Sie auch mal lesen."

 

Neulich hat sie ihr linkes Ohrläppchen übrigens mal erwischt. War eine ganz schöne Sauerei. Glaubt man gar nicht, wieviel Blut in ein einziges Ohrläppchen passt.

 

So, meine Damen und Herren, für heute muss ihr Blogger zu einem Schluss kommen. Denn in einer Stunde beginnt im Elisabeth-Krankenhaus die Besuchszeit. Die möchte ihr Blogger auf gar keinen Fall versäumen. Denn irgendwie wird der Autor dieses Textes die Angst nicht los, dass seine Therapeutin heimlich versuchen wird, auch ihr rechts Ohrläppchen zu erreichen.

 

Nun gut, ich werde Sie auf dem Laufenden halten.

 

Bleiben Sie mir gewogen.