Bei den Olympischen Spielen in Frankreich gibt es für den Gastgeber neben Goldmedaillen auch Kritik

Blasphemie und Sabotage

Die Olympischen Spiele in Frankreich rufen alle Arten von politischer Kritik auf den Plan: altbekannte wie die an Gentrifizierung durch den Bau von Sportarenen, ökologische an Vielfliegern, moralinsaure an Inszenierungen bei der Eröffnungsfeier und praxisorientierte durch Sabotageakte an der Bahn.

Paris. Zumindest mit einer Aussage sollte der frühere französische Staatspräsident (2012 bis 2017), François Hollande, recht behalten. »Ich werde an der Eröffnungszeremonie teilnehmen. Rechnen Sie mit Regen«, lautete die Ankündigung des sozialdemokratischen Politikers am Nachmittag des 26. Juli in Paris, kurz vor den Eröffnungsfeiern zu den Olympischen Spielen. Und prompt schüttete es wie aus Kübeln.

Hollandes Ausspruch war eine selbstironische Anspielung auf seine mittlerweile sprichwörtlichen verregneten Auftritte. Am 11. November, dem Feiertag zum Andenken an das Ende des Ersten Weltkriegs, des Jahres 2013 stand Hollande bei seiner Ansprache in strömendem Regen. Niemand raffte sich dazu auf, dem Staatspräsidenten einen Regenschirm zu reichen. Die Episode wurde zum Sinnbild eines machtlosen Präsidenten: Hollande stand oft allein da, weil die Basis und Abgeordnete seiner Partei, des Parti socialiste (PS), sich mit geballter Faust in der Tasche von seiner stark an den Unternehmen ausgerichteten, »angebotsorientierten« Wirtschaftspolitik abwandten – während Konservative und Liberale ihr ­inhaltlich zustimmten, doch Hollande als politischem Konkurrenten keinen Erfolg gönnen wollten.

Eine globale Empörungswelle erfasste auch Donald Trump – »eine Schande« –, Recep Tayyip Erdoğan – »ein Werkzeug der Perversion« – und Ali Khamenei – eine »Beleidi­gung für Jesus Christus«.

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