Chronik rassistischer und antisemitischer Vorfälle

Deutsches Haus #23/2024

In der Nacht zum 29. Mai zerstörten Unbekannte in Flensburg ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma der Stadt. Die Metallstele wurde aus dem Steinpflaster gerissen und viele Meter entfernt hinter einer Turnhalle weggeworfen. Vor einigen Wochen wurde in Neumünster (ebenfalls Schleswig-Holstein) Müll neben dem dortigen Mahnmal für ermordete Sinti und Roma abgeladen. Bereits am 23. Mai hatten Unbekannte ein Wahlplakat von Marlon Reinhardt (Freie Wähler) beschmiert, der für den Koblenzer Stadtrat kandidiert. Reinhardt stammt aus einer Sinti-Familie, zu seinen Vorfahren zählt der französische Jazz-Pionier Django Reinhardt. Auf dem Wahlplakat, das Marlon Reinhardt zeigte, wurden ihm die Augen ausgestochen, daneben schrieb jemand unter anderem: »Ab in die Gaskammer mit allen Zigeunern.« Ebenfalls am 29. Mai sollen ein 15- und ein 16Jähriger an einer Bushaltestelle in Aken ein Exemplar des Tagebuchs von Anne Frank verbrannt haben. Zeugen meldeten das der Polizei. In der Nacht vom 30. Mai sollen zwei Transfrauen in Schöneberg von einem Unbekannten beleidigt und angegriffen worden sein. Um halb zwei soll ein unbekannter Mann eine 46jährige aus einem Wagen heraus transphob beleidigt und eine Glasflasche nach ihr geworfen haben. Wenige Meter weiter soll er dann eine 23jährige beschimpft haben. Als diese die Straßenseite wechselte, soll er auf sie zugefahren sein, so dass sie zur Seite habe springen müssen. Medienberichten zufolge wurde in jüngster Zeit an zahlreichen Orten in Deutschland die rassistische Version des Liedes »L’amour toujours« von Gigi D’Agostino mit dem Text »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus« gesungen, beispielsweise auf einem Schützenfest im Landkreis Cloppenburg, beim »Schlagermove« in Hamburg, wo auch der Hitlergruß gezeigt wurde, bei einer Schülerparty im Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein (monatliche Schulkosten dem ZDF zufolge: mehr als 4000 Euro) und auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln direkt nach einer antiisraelischen Demonstration.  js