»Wer steht hinter der Jungle World?«

Homestory #14/24

Allem Geraune zum Trotz: In der Redaktion Ihrer Lieblingszeitung wartet man noch immer vergeblich auf all die Kohle, die uns CIA, Mossad, Nato, Springer, Aliens oder sonstwer angeblich bezahlen.

Sucht man den Namen Ihrer Lieblingszeitung im Internet, bietet Google gleich eine weitere, angeblich oft gestellte Frage an, die mehr als raunend klingt: »Wer steht hinter Jungle World?« Wer hier bei uns die Strippen zieht, fragen sich schon seit Jahrzehnten diverse Leute, zum Beispiel ein bekannter Dramatiker aus der ehemaligen DDR, der vermutete, so erinnert sich eine Kollegin, dass es Geldströme der CIA an die Jungle World gäbe.

Auch erinnert sich ein Kollege an einen Leser, der einmal sehr erbost darüber war, dass eine Autorin der Jungle World Mitglied in der »Atlantik-Brücke« sei; einem Verein, um den sich eh allerlei Verschwörungstheorien ranken. Dabei stimmte nur zufällig das Pseudonym einer Antifa-Autorin mit dem Namen eines Mitglieds der »Atlantik-Brücke« überein – Skandal!

Wann ist dieser Gaul eigentlich endlich einmal totgeritten, dem zufolge Ihre Lieblingszeitung dem Springer-Verlag untergeben, hörig oder gar »ein Hobby-Projekt von Springer-Schreiberlingen« sei?

Diese Leute waren uns wohl ohnehin nie wohlgesinnt, aber es gibt auch diejenigen Kritiker, deren Meinung sich im Laufe der Jahre dramatisch verschlechtert hat. Ein deutscher Theoretiker zum Beispiel, der uns noch im Jahr 2000 als »wichtigstes und anregendstes Organ der zeitgenössischen intellektuellen Linken in Berlin« bezeichnet hatte, revidierte kürzlich seine Position und bezeichnete Autorinnen und Autoren ihrer Lieblingszeitung als »zu Welt und NZZ übergelaufene Alt-Antideutsche und andere verlorene Jungle World-Schäfchen«, die gegen »Judith Butler«, die »Intersektionalität« und »Mittelklassekinder mit grünlackierten Fingernägeln« »wettern« würden.

Anscheinend muss man Intellektuellen mittlerweile erklären, dass Theorien und ihre Schöpferinnen selbstverständlich einer Kritik unterzogen werden sollen und müssen, was denn auch sonst? Gegen lackierte Fingernägel wird hier übrigens prinzipiell nicht »gewettert«, obwohl Grün schon eine sehr unvorteilhafte Farbe ist.

Das muss der Theoretiker wohl doch in der Welt oder der NZZ ge­lesen haben, die er sich vermutlich genauer anschaut als jede, die, und jeder, der für die Jungle World arbeitet. Wo wir gerade beim Thema sind: Wann ist dieser Gaul eigentlich endlich einmal totgeritten, dem zufolge Ihre Lieblingszeitung dem Springer-Verlag untergeben, hörig oder gar »ein Hobby-Projekt von Springer-Schreiberlingen« sei, wie es kürzlich von einem antizionistischen Aktivisten bei Instagram über uns zu lesen war? Ein Kollege lächelt müde: »Wenn wir wenigstens deren Gehälter bekommen würden … «

Auch einzelne ehemalige Kollegen halten manchmal nicht zurück mit ihrer inzwischen entwickelten Abscheu gegen die Jungle World – in einem Interview mit solch einem solchen zum 25. Jubiläum unserer Zeitung hieß es im Untertitel: »Wie Antideutschland lernte, die Bombe zu lieben.« Schade, dass Stanley Kubrick nicht mehr lebt – er hätte einen hervorragenden Film über die Geschichte der Jungle World drehen können.