Lai Ching-te wurde zu Taiwans neuem Präsidenten gewählt

Chinas Dorn im Auge

Nach Ansicht Chinas hat Taiwan wohl die falsche Wahl getroffen: Der taiwanesische Vizepräsident (seit 2020) und Vorsitzende der liberalen Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), Lai Ching-te, auch bekannt als William Lai, ist am 13. Januar mit rund 40 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden.
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Lai Ching-te wurde mit seinen fünf Geschwistern allein von der Mutter großgezogen, nachdem sein Vater bei einem Unfall gestorben war. Er studierte Medizinische Rehabilitation in Taiwan sowie Public Health in den USA, arbeitete als klinischer Therapeut und nationaler Berater für Rückenmarksverletzungen. Nachdem er 1994 Wahlkampfhelfer war, beschloss er in die Politik zu gehen und wurde Abgeordneter im Legislativ-Yuan, dem taiwanesischen Parlament, sowie später Ministerpräsident und damit Vorsitzender des Exekutiv-Yuans, des Regierungskabinetts.

Ende Mai wird Lai sein neues Amt antreten, in dem er wahrscheinlich die bisherige Politik von Präsidentin Tsai Ing-wen (DPP) fortführen und die Ansprüche Chinas auf Taiwan zurückweisen wird.

Ende Mai wird Lai sein neues Amt antreten, in dem er wahrscheinlich die bisherige Politik von Präsidentin Tsai Ing-wen (DPP) fortführen und die Ansprüche Chinas auf Taiwan zurückweisen wird, gleichzeitig aber auf eine offizielle Erklärung der Unabhängigkeit von der Volksrepublik verzichten dürfte.

China behauptet, Taiwan gehöre zum Territorium der Volksrepublik und habe kein Recht auf eigene zwischenstaatliche Beziehungen. Vor der Wahl warnte die chinesische Führung die Wähler Taiwans, die »richtige Wahl« zwischen Frieden und Krieg zu treffen. Das Büro für Taiwan-Angelegenheiten bezeichnete Lai als einen »hartnäckigen Arbeiter für die Unabhängigkeit Taiwans«, der als Präsident separatistische Aktivitäten weiter fördern würde.

Zwei Tage nach der Wahl kündigte der winzige pazifische Inselstaat Nauru an, Taiwan nicht mehr als eigenständigen Staat anzuerkennen. Damit hat Taiwan nur noch zwölf diplomatische Verbündete, neben Haiti, Paraguay und Guatemala kleine Inselstaaten in Ozeanien und der Karibik.

Außerdem hat China den philippinischen Botschafter einbestellt und das Land gewarnt, »nicht mit dem Feuer zu spielen«, nachdem Präsident Ferdinand Marcos Jr. Lai zum Wahlsieg gratuliert hatte. »Wir schlagen vor, dass Präsident Marcos mehr Bücher liest, um die Taiwan-Frage richtig zu verstehen und die richtigen Schlüsse zu ziehen«, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning.