Die Identitären ziehen nach Chemnitz

Etwa 50 Personen stehen mit einer sächsischen Flagge vor einem Gründerzeitbau. Sie halten Wunderkerzen. Einige von ihnen tragen blaue T-Shirts, die sie als Mitglieder der neurechten Identitären Bewegung (IB) ausweisen. Dieses Bild tauchte in der Nacht vom 23. auf den 24. November in den sozialen Medien auf. Die Anwesenden feiern darauf die Eröffnung eines Hausprojekts der IB im sächsischen Chemnitz. Die Eröffnung erfolgte schon am 3. November, publik machten sie sie aber erst jetzt.

Das Hausprojekt in Chemnitz dürfte seit längerem geplant worden sein. Bereits 2019 versuchte nach Angaben der Zeit ein Software- und Immobilienunternehmer das Schloss Reinsberg in Mittelsachsen zu kaufen und an die IB weiterzuvermieten. Der Erwerb scheiterte demnach nur knapp; der Unternehmer und der bisherige Eigentümer hatten den Kaufvertrag bereits beim Notar unterschrieben, doch die Gemeinde nutzte im letzten Moment ihr Vorkaufsrecht. Es ist davon auszugehen, dass das Schloss der Ersatz für ein Hausprojekt in Halle hätte werden sollen, das 2019 geschlossen worden war. Im Jahr 2017 hatte Kontrakultur, ein Ableger der IB, ein Gebäude in der Nachbarschaft des Universitätscampus in Halle bezogen, es zwei Jahre später jedoch wieder verlassen.

Im Oktober 2022 gründeten die IB-Kader Philip Thaler und Vincenzo Richter die Immobilienfirma T&R Chemnitz Immobilien UG mit Sitz in Chemnitz. Auf Anfrage der Taz bestätigte das sächsische Innenministerium, dass deren Firma das Haus in Chemnitz gekauft hat. Recherchen der Gruppe Naziwatch Chemnitz zufolge betreut Richter immer wieder Verkaufsstände auf Veranstaltungen der AfD.

Seit ein paar Jahren ist ein steter Zuzug rechter Kader nach Ostdeutschland zu beobachten.