Über die Ausnahmesportlerin Lilli Henoch, die von den Nazis ermordet wurde

Gefeiert, verfolgt, ermordet

Im Januar 1933 wurde die Ausnahmesportlerin Lilli Henoch Leiterin der Frauenabteilung des Berliner Sport-Clubs. Und kurz nach der Machtergreifung der Nazis wieder entlassen.

Bei den zweiten modernen Olympischen Spielen 1900 in Paris durften erstmals auch Frauen antreten. Allerdings hielt sich die Zahl der ihnen erlaubten Sportarten in Grenzen: Lediglich im Golf und im Tennis durften sie miteinander um Medaillen konkurrieren, bei den folgenden Spielen kamen Bogenschießen, Eiskunstlaufen und Schwimmen hinzu. Erst 1928, bei den Spielen in Amsterdam, konnten zum ersten Mal Leichtathletinnen starten, und zwar über 100 und 800 Meter, in der 4x100-Meter-Staffel, im Hochsprung sowie beim Diskuswurf.

In Deutschland, wo Sport vor allem in konservativen Kreisen als nationale Körperertüchtigung für deutsche Männer gesehen wurde, versuchten Funktionäre und Wissenschaftler immer wieder, entscheidende Argumente gegen die sportliche Betätigung von Frauen zu finden. So zum Beispiel Karl Ritter von Halt, der Deutschland 1912 bei den Olympischen Spielen im Fünfkampf und im Zehnkampf vertrat und in den dreißiger Jahren Karriere als einer der wichtigsten Sportfunktionäre des Nazi-Regimes machte. In seiner 1922 verfassten Dissertation zum Thema »Die Pflege der Leibesübungen an Hochschulen. Ein Beitrag zur regenerativen Bevölkerungspolitik« schrieb er: »Der Kampf gebührt dem Manne, der Natur des Weibes ist er wesensfremd. Darum weg mit den Damenmeisterschaften.« Carl Diem, einer der bedeutendsten Sportfunktionäre der Weimarer Republik, fasste den Zweck von Sport in der bizarren Parole zusammen: »Die Männer wehrfähig, die Frauen gebärfähig«.

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