Georges Sorel darf als linker Wegbereiter der »Konservativen Revolution« gelten

Vom Syndikalismus zur Nouvelle Droite

Der 1847 geborene Philosoph war ein Verfechter des Syndikalismus, lehnte aber die Kritik der politischen Ökonomie von Marx ab, war ein Gegner der liberalen Demokratie und hatte einen positiven Gewaltbegriff – heutzutage gilt er als Stichwortgeber der intellektuellen Rechten. Eine Analyse aus dem Sammelband »Randgänge der Neuen Rechten«.
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In der 1932 erstveröffentlichten Programmschrift »La dottrina del fascismo« hielt Benito Mussolini in Bezug auf den »Ursprung der Doktrin« fest, dass »man im großen Strom des Faschismus diejenigen Strömungen wiederfindet, die von Sorel, Péguy, Lagardelle, der Mouvement socialiste und der Schar der italienischen Syndikalisten ausgingen«. Die sozialistische Politisierung des späteren Diktators im frühen 20. Jahrhundert ist zwar hinlänglich besprochen, der ideologische Einfluss der revolutionären Linken auf faschistische und neurechte Theoriebildung wird dabei aber zumeist ausgeblendet. So sollte insbesondere der von Mussolini hochgeschätzte Syndikalist Georges Sorel mit seinen »Réflexions sur la ­violence« (1908) zu einem wesentlichen Stichwortgeber der europäischen Rechten werden. Neben der bemerkenswerten Anerkennung, die Sorel in Frankreich durch die nationalistische Action française und in Italien durch den Duce höchstselbst zuteil wurde, machte sich der revo­lutionäre Syndikalist in den zwanziger Jahren auch im deutschsprachigen Raum einen Namen. Zunächst war es Carl Schmitt, der bereits 1923, in »Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus«, die Bedeutung des sorelisme für die Fortentwicklung antiliberaler Ideologie herausstellte. In der bundesrepublikanischen Neuen Rechten war es mit Armin Mohler schließlich einer der prominentesten Apologeten der Konservativen Revolution, der Sorel im Jahr 2000 eine Schrift mit dem Titel »Georges Sorel. Erzvater der Konservativen Revolution« (Antaios-Verlag) widmete.

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