Die letzten Tage von Lützerath

Die letzten Tage von Lützerath

Im Januar hat die Polizei das von Klimaschützern besetzte Dorf Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier geräumt. Die Aktivistinnen wollten die Ausweitung des Tagebaus Garzweiler II stoppen.

So nah waren die Kohlebagger noch nie an Lützerath. Auf fast 20 Meter hat sich RWE an den kleinen Weiler herangefressen, der einst zur Stadt Erkelenz gehörte und inzwischen Eigentum des Essener Energiekonzerns ist. Hinter der nun unmittelbar an der nordrhein-westfälischen Ortschaft liegenden Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler II fällt der Boden steil ab. Hier geht es 40 Meter hinunter in das riesige Loch, das Schaufelradbagger, die einen Umfang von mehr als 200  Metern haben, seit 2006 in die Landschaft graben. Es ist der 8. Januar, der Tag des letzten Dorfspaziergangs, zu dem Aktivistinnen eingeladen haben, wenige Tage vor Beginn der Räumung des Dorfs und des Protestcamps am 11. Januar. Die Stimmung ist entschlossen. Von nah und fern sind Menschen angereist, um ihren Unmut über den Kohleabbau kundzutun. Schon bald dürfen sie nicht mehr legal hier sein, ab dem 10. Januar gilt ein Betretungsverbot. Im Dezember hatte der Kreis Heinsberg eine Allgemeinverfügung erlassen, die den Aufenthalt im Bereich von Lützerath bis Anfang Februar verbietet, um den »Schutz privater Rechte« von RWE zu gewährleisten.

Es kommen trotzdem immer mehr Menschen. Junge Leute in Funktionskleidung stapfen mit Isomatten und Schlafsäcken bepackt durch Pfützen über einen Schlammweg, der an den angrenzenden Feldern vorbei, über die der Wind peitscht, zur Tagebaukante führt. Von dort sieht man rotierende Baggerschaufeln und rollende Förderbänder. Die Besetzer haben in den sozialen Medien unter dem Hashtag »Lützerath unräumbar« dazu aufgerufen, mit ihnen gegen die Räumung zu protestieren. Die Unterstützung für sie wächst, online, öffentlich, international.

»Wir verteidigen nicht nur dieses Dorf, sondern unsere Lebens­grundlagen.« Johanna Inkermann

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