Die Streiks in deutschen Häfen sind unterbrochen, aber nicht beendet

Streik zur besten Zeit

Der Streik in den norddeutschen Häfen ist wegen eines außergerichtlichen Vergleichs zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften vorerst beendet. Bis Ende August gilt nun eine »Friedenspflicht«. Wegen weltweiter Logistikprobleme ist die Verhandlungsposition der Hafen­arbeiterinnen derzeit günstig.

Die Bedingungen für einen Streik hätten günstiger kaum sein können. Seit ­Wochen stauen sich die Containerschiffe in der Nordsee, weil in den Häfen die Kapazitäten fehlten, um sie zu be- und entladen. Anfang Juli meldete das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), dass zwei Prozent der weltweiten Containerflotte vor und in den Häfen Deutschlands, Hollands und Belgiens feststeckten. Der Zeitpunkt war also ideal, um mit einem Arbeitskampf Druck auf die Arbeitgeberseite auszuüben. Der erste 24stündige Warnstreik in mehreren deutschen Häfen fand schon Ende Juni statt. Mitte Juli wurde dann erneut gestreikt, diesmal für 48 Stunden. Das hat den Stau auf der Nordsee offenbar noch verschlimmert, sagte ein Ökonom der IfW der DPA vergangene Woche.

Der gewerkschaftliche Organisierungsgrad in den deutschen Häfen liegt bei rund 70 Prozent. Streiks sind also ein effektives Druckmittel und sorgten in der Vergangenheit meistens für gute Tarifabschlüsse. Diesmal forderte Verdi für die rund 13 000 Beschäftigten einen Inflationsausgleich in Höhe von 7,4 Prozent sowie zusätzlich eine Gehaltssteigerung um 1,20 Euro pro Stunde und weitere Zuschläge bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Die Unternehmerseite zeigte sich nervös, der Streik traf sie zur Unzeit.Wegen der wirtschaftlichen Erholung, die dem Abflauen der Covid-19-Pandemie folgte, ist weltweit die Logistik überlastet.

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