Der völkische Agitator Jürgen Elsässer hat eine Autobiographie geschrieben

Und jetzt den Mussolini

Mit seiner Zeitschrift »Compact« versorgt Jürgen Elsässer AfD-Anhänger und »Querdenker« mit Verschwörungstheorien. Nun blickt er in einer Autobiographie auf seine linke Vergangenheit zurück. Herausgekommen ist eine öde Selbstbeweihräucherung.

Politische Konvertiten haben oft großen Erklärungsbedarf. In der Vergangenheit legten Günter Maschke und Henning Eichberg ihre Lebenswege in Interviews offen. Maschke war von scharf links nach weit rechts gewandert, Eichberg beanspruchte für sich, den entgegengesetzten Weg zurückgelegt zu haben. Beide vermochten es, in ihrem Wirkungskreis theoretische Impulse zu setzen, was die Lektüre trotz uninspirierter Fragesteller empfahl.

Jürgen Elsässer hat sich entschieden, seine persönliche Reise, die erst durch alle denkbaren Winkel der radikalen Linken und schließlich in die äußerste Rechte führte, selbst zu erzählen. Leider bieten die fast 600 Seiten seiner kürzlich erschienenen Autobiographie wenig ­Interessantes. Dabei gäbe es einiges zu berichten. Als einstmaliger Kader des Kommunistischen Bundes (KB), einer der größten der sogenannten K-Gruppen, organisierte Elsässer erst die Proteste gegen die sogenannte Wiedervereinigung, wirkte anschließend als Agitator der antideutschen Strömung, ehe er das »Volk« und den Kampf gegen den Imperialismus wiederentdeckte und schließlich auf diesem Ticket ins rechte Lager wechselte.

Als Gipfel seiner Erkenntnisse präsentiert Elsässer die Nation als Schutzmacht von Kapital und Arbeit zum Wohle ihrer Eingeborenen.

In den Neunzigern schrieb er für linke Publikationen von Junge Welt über Bahamas bis Neues Deutschland, gründete die Jungle World mit und wurde zum weltanschaulichen Rammbock der Konkret. Später baute er mit Compact seine eigene Plattform auf, die heute AfD-Anhänger und »Querdenker« bespielt. Auf diesem Trip müsste sich eigentlich genug Material angesammelt haben, doch es bleibt bei zahmen Anekdoten.

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