Die Diskussion über die Pflege in Deutschland

Schlecht gepflegte Diskussion

In der Covid-19-Pandemie wird viel über die Probleme der Pflegebranche diskutiert. Die Perspektive der Pflegebedürftigen wird allerdings häufig ausgeklammert.

Angesichts der Covid-19-Pandemie ist viel über Pflege geschrieben und diskutiert worden, die Debatte hat sich allerdings nicht vertieft. Während manche Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende zu veritablen Medienstars wurden, hat von den Pflegenden kaum jemand ­öffentliche Bekanntheit erlangt. Eine Ausnahme sind Pflegende, die auf ­Intensivstationen arbeiten. Einige von ihnen, zum Beispiel Alexander Jorde und Franziska Böhler, haben es (teils bereits vor der Pandemie) verstanden, ­Öffentlichkeit für ihre Tätigkeit herzustellen. Intensivkrankenpflege ist allerdings der Bereich der Pflege, der einer ärztlichen Tätigkeit am nächsten kommt, und deshalb nicht repräsentativ.

Die Diskussion über Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Pflegenden verdeckt, dass das ­Pflegesystem Inklusion und gesellschaftliche Teil­habe der Pflege­bedürftigen ermöglichen soll.

Den zu überblicken ist zugegebenermaßen nicht leicht. In den vergangenen Monaten hat es in unterschiedlichen Bereichen Verbesserungen gegeben. Anfang Juni hat der Bundestag das »Gesetz zur Weiterentwicklung der ­Gesundheitsversorgung« beschlossen. Es entlastet Pflegebedürftige finanziell und sieht vor, dass nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen werden, die ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen. Ein Erfolg für die Beschäftigten war auch ein kürzlich ergangenes Urteil des Bundesarbeitsgerichts, dem zufolge in Privathaushalte entsandte ausländische Betreuungskräfte Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn für geleistete Arbeitsstunden ­haben, wozu auch Bereitschaftsdienst zählt (Ausländisches Pflegeprekariat).

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