Scott Atlas ist als Pandemieberater Donald Trumps zurückgetreten

Ein Sieg der Wissenschaft

Porträt Von

Er trat zurück, obwohl er ohnehin bald hätte gehen müssen. Am Montagabend veröffentlichte Scott Atlas auf Twitter einen auf Dienstag datierten Brief an US-Präsident Donald Trump, in dem er mitteilt, er werde als Sonderberater Trumps zurücktreten. Atlas war seit August Mitglied der Coronavirus Task Force des Weißen Hauses. Medienberichten zufolge wäre sein auf 130 Tage befristeter Vertrag diese Woche ausgelaufen.

Atlas ist Radiologe. Von 1998 bis 2012 leitete er die Abteilung für Neuroradiologie an der Stanford University. Er ist Mitglied des konservativen Think Tanks Hoover Institution, der zu dieser Universität gehört. Trump machte den 65jährigen zu seinem Berater, obwohl dieser keine epidemiologische Expertise vorweisen konnte. ­Zuvor hatte Atlas hochrangige Politiker der republikanischen Partei beraten und war regelmäßig in Sendungen des rechten Fernsehsenders Fox News aufgetreten. Dort hatte er behauptet, es komme nicht darauf an »wie viele Fälle« von Covid-19 es in den USA gebe; unter 18jährige liefen nicht Gefahr, an der Krankheit zu sterben. Mitte Oktober schrieb er auf Twitter: »Masken funktionieren? Nein.« Das Unternehmen entfernte den Tweet, weil dieser irreführend gewesen sei. Der bekannte Immunologe Anthony Fauci, der Trump in der Coronakrise berät, kritisierte mehrfach, Atlas informiere Trump falsch oder irreführend über die Pandemie.

Nachdem die Regierung des Bundesstaats Michigan Mitte November neue Vorkehrungen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen hatte, schrieb Atlas auf Twitter: »Das wird nur aufhören, wenn die Menschen sich erheben.« Gut einen Monat zuvor hatte das FBI den Plan von Anhängern einer rechtsextremen Miliz vereitelt, Gretchen Whitmer, die demokratische Gouverneurin von Michigan, zu entführen. Als mögliches Motiv nannten die Ermittlungsbehörden Whitmers hartes Vorgehen gegen die Pandemie. Die Stanford University distanzierte sich von Atlas’ Äußerung.

Am Montag schrieben Mitglieder der medizinischen Fakultät der Universität in einer Stellungnahme, Atlas’ Rücktritt sei »längst überfällig« gewesen, es handele sich um einen »Triumph der Wissenschaft und der Wahrheit über Unwahrheiten und Falschinformationen«.