Russland verstärkt die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten

Die Russen kommen

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Der bekannte Oppositionelle Aleksej Nawalnyj, Absolvent der Russischen ­Universität der Völkerfreund­schaft in Moskau – die bis 1992 den Namen des 1961 ermordeten ersten Premierministers des unabhängigen Kongo, Patrice Lumumba, trug –, plädierte dafür, bei der Afrikapolitik von China zu lernen: Statt Geld zu geben, solle man mit eigenen Arbeitskräften Infrastruktur aufbauen; falls die Länder die Kosten nicht bezahlen könnten, sollten die Erbauer sie in Konzession nutzen dürfen. Kritiker wie der ehemalige Diplomat Nikolaj Platoschkin, der der russischen KP nahesteht, weisen zumindest darauf hin, dass die Kredite dafür genutzt wurden, industrielle Produkte in der Sowjetunion und später in Russland zu kaufen, was dort Arbeitsplätze schuf.

Das Interesse der russischen Opposition an der militärischen Zusammen­arbeit der Regierung mit immer mehr afrikanischen Ländern ist vor allem der Rolle des Gastronomieunternehmers Jewgenij Prigoschin geschuldet, von westlichen und oppositionellen Medien häufig als »Putins Koch« tituliert. Dem vorbestraften Inhaber der florierenden Catering-Firma Konkord wird vorgeworfen, die russische »Trollfabrik« zur Manipulation von Internetbeiträgen aufgebaut zu haben und der eigentliche Leiter des Söldnerunternehmens Wagner zu sein. Dessen offizieller Leiter Dmitrij Utkin wurde russischen Medien zufolge 2017 zum Generaldirektor von Konkord ernannt. Kämpfer der Gruppe Wagner sollen vor allem im Donbass, auf der Krim und in Syrien im Einsatz sein. In den vergangenen Jahren berichteten verschiedene Medien auch von Einsätzen im Sudan an der Seite des damaligen Diktators Omar al-Bashir sowie in Madagaskar, wo die Söldner die russischen Berater des ehemaligen Präsidenten und Kandidaten bei den Wahlen 2018, Hery Rajaonarimampianina, bewachten.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Tätigkeit russischer Kämpfer in Afrika, nachdem Ende Juli 2018 in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) drei russische Journalisten ermordet worden waren. Orhan Dschemal und Kirill Radtschenko waren dort im Auftrag des oppositionellen ehemaligen Oligarchen Michail Chodorkowskij unterwegs, um die Machenschaften der Gruppe Wagner in der ZAR aufzudecken (Jungle World 6/2019). Der Dokumentarfilmer Alexander Rastorgujew war für seine proukrainische Haltung bekannt, bei Dschemal handelte es sich um den Sohn des verstorbenen Islamisten Gejdar Dschemal, eines ehemaligen Mitstreiters des rechtsextremen Philosophen Alexander Dugin. Orhan Dschemal interessierte sich für die russische Unterstützung christlicher Milizen in der ZAR, denen Massenmord an der muslimischen Bevölkerung vorgeworfen wird. Regierungsnahe russische Medien behaupteten, die ehemalige Kolonialmacht Frankreich unterstütze die Rebellenkoalition Séléka, die sich vorwiegend aus muslimischen Milizionären rekrutierte und unter anderem Christen angegriffen hatte (Jungle World 2/2014). Die oppositionellen Medien beschuldigten den ehemaligen russischen Polizeioffizier Alexander Sotow, den Überfall auf die drei Journalisten koordiniert zu haben.