Steinharter Sultan

Ein Palast mit 1 788 Zimmern, Tausende Luxusautos, mehrere Privatflugzeuge, zwölf Kinder von drei Frauen, ein geschätztes Vermögen von 20 Milliarden US-Dollar und die uneingeschränkte Macht in Brunei – da fehlt nur noch etwas mehr Action, damit es Hassanal Bolkiah nicht langweilig wird. Im Ausnahmezustand befindet sich Brunei bereits seit 1962, 1967 übernahm der 29. Sultan von Brunei die Macht von seinem Vater und regiert seither ohne Parlament durch Dekrete. Doch in dem muslimischen Ölstaat auf Borneo ist es dem verwöhnten Gör wohl immer noch zu beschaulich, mehr Blut und Strenge muss her. Vergangenes Jahr kündigte der 67jährige an, ein komplett auf der Sharia basierendes Rechtssystem einzuführen. Denn er ist nicht nur Staatsoberhaupt, Ministerpräsident, Finanz- und Verteidigungsminister, sondern auch oberster Verteidiger der Staatideologie der Malaiischen Islamischen Monarchie und daher des muslimischen Glaubens. Seit der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich 1984 galt die Sharia bereits neben britischem Recht, allerdings nur im Familienrecht und im Privaten.
Ab dem 22. April soll islamisches Recht nun auch im Strafrecht gelten, unter anderem soll für mehrere Vergehen die seit 1957 nicht mehr praktizierte Todesstrafe verhängt werden können, darunter homosexueller und außerehelicher Sex, Ehebruch, Vergewaltigung und Blasphemie. In diesen Fällen kann das Urteil Steinigung bis zum Tod lauten, für Diebstahl die Amputation von Gliedmaßen, für Abtreibung oder Alkoholkonsum Auspeitschen. Auch die Kritik an der Sharia soll verfolgt werden. Nach der Ankündigung der Änderung des Rechtssystems gab es in Brunei vor allem online einen Aufschrei, auch internationale Organisationen und die Uno verurteilten die Missachtung der Menschenrechte und der Presse-, Meinungs- und Glaubensfreiheit durch die neue Gesetzgebung. Doch Bolkiah sieht sich als Verteidiger der Nation und des Islam, die Islamische Monarchie bezeichnet er als »firewall gegen die Herausforderungen der Globalisierung«, insbesondere das Internet. Mit globalen Geschäften hat er allerdings kein Problem. Noch beruht der Reichtum Bruneis auf der Ölförderung, viel Geld wird in Finanzplätzen wie der City of London investiert, doch offenbar fürchtet Bolkiah um seine Macht als Monarch, sollten die Reserven zur Neige gehen. Dann soll islamischer Fundamentalismus seine Herrschaft sichern