Die Reaktion

Gentrifizierung ist schlecht, darüber herrscht in der linken Szene mehr oder weniger Konsens. Etwas kontroverser wird es, wenn es darum geht, wie man sich am besten dagegen wehrt. Um umstrittene Protestaktionen von Gen­trifizierungskritikern ging es etwa im Artikel »Kitz als Kiezkiller« (Jungle World 33/2013). Es geht darin zur Abwechslung nicht um Touristenhasser in Berlin, sondern um Farbanschläge gegen auf Häuserwände gemalte Rehkitze im Leipziger Szeneviertel Connewitz. Doch wo fängt Gentrifizierung überhaupt an? User Maximilian Both meint dazu: »Gentrifizierung in Leipzig ist, wenn der Nachbar plötzlich anfängt, mit Messer und Gabel zu essen.« Nicht alles ist schlimm an der Gentrifizierung – wenn wir eine Interpretation wagen dürfen. Arvid Wu kritisiert den gentrifizierungkritischen Fremdenhass, den wir auch in Berlin kennen: »Manchmal hab ich das Gefühl, dass die Menschen, die am lautesten gegen die Zugezogenen wettern, selber zugezogen sind (…) und sich jetzt haargenau den Zustand, in dem sie Connewitz vorgefunden haben, für immer bewahren wollen. Sie vergessen aber, dass es ein Connewitz davor gab und eines danach geben wird.« Vitus Magnus drückt sich weniger diplomatisch aus: »Es gibt allen Ernstes Leute, die es in Ordnung finden, ihre Nachbarn zu terrorisieren, nur weil sie in einem Einfamilienhaus leben. Wenn wir irgendwann mal den Kommunismus erreichen, ist es trotz und nicht wegen dieser urdeutschen ›Linken‹«. Aber nicht immer melden sich bei uns Leserinnen und Leser, um sich zu beschweren und (seltener) um uns zu loben. Vergangene Woche nutzte User Uri Degania auf unsere Facebook-Seite die Gelegenheit, einen Freund und Autoren der Jungle World mit einer bemerkenswerten Biographie zum Geburtstag zu gratulieren. Am 22. August schrieb er: »Der Anlass ist ungeeignet – aber wie soll ich hier ansonsten dran erinnern: Masal tow, Karl Pfeifer. Alles Gute zum 85.ten. Bis 120!!!«