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Manche finden das Thema großartig, andere halten es für schnarchig, und eine Hamburger Wochenzeitung brachte es neulich auf die Titelseite: Es geht ums Schlafen. Auch, und vor allem in linken Kreisen, als »pennen«, »knacken«, »ratzen«, »sich aufs Ohr hauen« bezeichnet. Schlafforschung wird jedenfalls immer wichtiger, und es gibt Theorien, die behaupten, dass ein Pärchen umso glücklicher und die Beziehung umso haltbarer ist, je ähnlicher die Schlafbedürfnisse der Beteiligten ausfallen. Die Verbindung von Morgen- und Abendtypen gilt als hochproblematisch, was ja auch plausibel ist. Schlaf ist nicht nur Privatsache, sondern auch politisch, und nicht wenige gehen sogar so weit zu behaupten, die DDR sei vor allem deshalb untergegangen, weil die Werktätigen im Realsozialismus einfach zu früh aus dem Bett gescheucht worden sind und die Arbeit in den sozialistischen Kollektiven beim ersten Hahnenschrei begann. Vielleicht wurde auf diese Weise die historische Chance auf einen ausgeschlafenen Kommunismus verspielt.
Wie aber sieht es in der Jungle World aus, im Kollektiv der freien, selbständigen Publizisten? Wird genug ­geschlafen? Sind die Arbeitszeiten an die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung angepasst? Oder werden Schlafrhythmen fahrlässig missachtet? Wiederholt sich die Geschichte (siehe DDR)?
Eine hausinterne Mitarbeiterbefragung zum Thema Schlaf und Arbeit ergibt, dass die Redaktion in dieser Angelegenheit gespalten ist und sich grob gesagt in zwei Lager teilt. Es gibt die Anhänger des Nine-to-Five-Modells, die für einen frühen Arbeitsbeginn und straffe Arbeitszeiten plädieren. Bisher haben sich die Lerchen allerdings nicht durchsetzen können. Und es gibt die zahlenmäßig größere Gruppe der Autonomen, die für eine Mischung aus Kernarbeitszeiten und gleitenden Arbeitszeiten plädiert. Angehörige dieser Gruppe sind in der Regel ausgesprochene Morgenmuffel, wenn nicht gar Mittagsmuffel. Eine wenn auch zahlenmäßig unbedeutende Minderheit hängt gar einem Five-to-Nine-Modell an, das aus Sicht vieler Arbeitsmediziner eindeutig positive Effekte auf Wohlbefinden und Gesundheit haben kann. Dennoch gilt in Deutschland eine Arbeitsaufnahme am Nachmittag als wenig effizient. Auch in der Jungle World haben sich die Eulen nicht durchsetzen können. Grundsätzlich werden die Arbeitszeiten in der Jungle World aber als akzeptabel empfunden.

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Post aus Athen. Wie bezeichnet man nur die mit Schwarzpulver präparierten Postsendungen, die aus Griechenland verschickt wurden? »Sprengpakete« ist ein wenig zu stark, weil die Dinger nicht explodierten, sondern eine Stichflamme produzierten. Ist »selbstentflammbare Briefe« oder »als Postsendung getarnte Feuerwerkskörper« besser? Oder vielleicht, mit einer ganz neuen Bedeutungsebene, »Brandbriefe«? »Jungle World« 45/2010, Seite 15