Separatistische Gefahr in Rußland

Während die russische Regierung darauf verzichtet, Waffen nach Jugoslawien zu liefern, damit die Kreml-Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über dringend benötigte neue Kredite nicht gefährdet werden, hat ein deutsches staatliches Institut schon mal analysiert, was ohne Kredite auch in den russischen Weiten droht: die Jugoslawisierung sozialer Konflikte. Der dramatische Einbruch der Industrie in vielen Regionen Rußlands könnte Ausgangspunkt separatistischer Bewegungen werden, schließt messerscharf das Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien (BIOst) in einer jüngst veröffentlichten Untersuchung. Seit 1995 ging die Industrieproduktion Rußlands insgesamt um 15 Prozent zurück - allerdings mit großen regionalen Unterschieden.

Einen "selbst für Rußland extrem niedrigen Industrialisierungsgrad" und damit laut BIOst das höchste separatistische Gefahrenpotential weisen einerseits verarmte Gebiete im Kaukasus und an der Grenze zu China und andererseits alte Hochburgen des Maschinenbaus (Pensa, Pskow) oder der Nahrungsmittelindustrie (Kaliningrad, Tambow) auf. Bleibt zu hoffen, daß die Königsberger Deutschen sich vorerst aufs Klopse-Kochen konzentrieren. Sonst werden die Dämel von der Memel noch so gefährlich wie die Amselfelder.