Ramadan in Algerien

Pünktlich zu Beginn des Fastenmonats Ramadan kommt es Jahr für Jahr in Algerien zu Übergriffen. So auch diesmal: Am Mittwoch vergangener Woche wurden bei drei Massakern im Westen des Landes (Region Relizane) nach Augenzeugenberichten mehrere hundert Menschen getötet. Die algerische Regierung hat die Massaker bestätigt, die Zahl der Opfer aber mit lediglich 78 angegeben. Die französische Tageszeitung Liberté, die sich auf Berichte von Überlebenden, Augenzeugen und Bergungshelfern stützt, gab hingegen an, es seien 412 Menschen ermordet worden. Somit beliefe sich die Anzahl der Opfer von islamistischen Anschlägen auf über 800 in den vergangenen beiden Wochen. Für die Massaker wird in algerischen und französischen Medien die islamistische Terror-Organisation Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) verantwortlich gemacht.

Seit Anfang 1992 die erste Mehrparteienwahl vor dem zweiten Wahlgang abgebrochen und annuliert wurde - die Islamische Heilsfront FIS war klare Gewinnerin des ersten Wahlgangs - sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 80 000 Menschen dem Terror der Islamisten zum Opfer gefallen. Nach den jüngsten Massakern haben sich erneut arabische und europäische Regierungsvertreter für eine rasche Untersuchung der Anschläge durch internationale Organisationen ausgesprochen. Die algerische Regierung hat solche Vorschläge bislang als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes" abgelehnt.