Evolution

Manche Leute schwärmen ja von der Evolution. Wie sie alles so geschickt gedeichselt hat; Photosynthese, Zellteilung, Archaeopteryx, Lymphdrüsen und so weiter. Aber ich finde, wenn man mal ehrlich ist, dann muß man zugeben, daß die Evolution in erster Linie viel Scheiß gebaut hat und reichlich chaotisch vorgegangen ist.

Daß sie Atome und Moleküle, aber keine Menschen unsterblich gemacht hat, ist ja soweit in Ordnung. Man stelle sich nur mal vor, mit wem man dann in alle Ewigkeit herumhängen müßte. Aber ihr Prinzip, die Leute einigermaßen funktionsfähig auf die Welt zu bringen, um sie dann, nach der Geschlechtsreife und nachdem sie die Art erhalten haben, sich selbst und jeder Menge Viren und Bakterien und Schrumpfungsprozessen zu überlassen, kann man doch wohl nicht gutheißen. (Es gibt bloß ein paar Ausnahmen, z. B. Schildkröten; da hat sie wohl irgendwie nicht aufgepaßt). Einige Personen sind ja ganz begeistert über diese Entwicklung, aber die Evolution hat wahrscheinlich bei ihrem ganzen Gemache und Getue nicht direkt an die mögliche Hervorbringung von Ärztekammern und Pharma-Industrien gedacht.

Überhaupt hätte es genau andersrum laufen müssen. Eine entwickelte medizinische Versorgung wäre zu einer Zeit notwendig gewesen, als unsere Vorfahren noch auf die Erfahrungen älterer Leute angewiesen waren. "Wenn der Mond da oben ziemlich schräg hinter den Palmen steht, kommt meist der Säbelzahntiger aus seinem Versteck", hätte beispielsweise der Neandertal-Opa der Truppe sagen und damit einige unappetitliche Massaker verhindern können. Konnte er aber nicht, weil er leider kurz zuvor an Karies oder Heuschnupfen dahingeschieden war. Und zwar mit 28 Jahren. Und heute, wo man viel älter wird und einiges von dem weitergeben könnte, was man alles gelernt hat, will es keiner mehr wissen. Daß man beim Oberhemdenbügeln mit der Schulterpartie anfängt oder daß man Steaks nicht in lauwarmes Fett legt, dann kann man es ja gleich kochen - das interessiert doch kein Schwein!

Das meiste von dem, was heute wichtig ist, erfährt man normalerweise von zwölfjährigen Knaben in zerknüllten T-Shirts und vollgestopft mit fast food, die einem die soft ware wieder in Ordnung bringen, wenn man mit seinen arthritischen Händen und bereits abgebauter Hirnsubstanz irgendwelchen Mist gemacht hat.

Der Gerechtigkeit halber müßte die ganze Entwicklung rückwärts laufen. Und wenn man sich das Fernsehprogramm anschaut, dann sehe ich da durchaus eine Chance.