Omertá in Argentinien

Der ehemalige Militär Adolfo Francisco Scilingo ist ein Landesverräter. Das warfen dem heute 51jährigen zumindestens mehrere Unbekannte vor, die ihn Mitte des Monats überfielen, bedrohten und ihm die Namen von drei kritischen Journalisten ins Gesicht einritzten. Zuvor hatte Scilingo seine Beteiligung an "Todesflügen" von Militärmaschinen über dem Meer während der Diktatur zugegeben: "Sie waren bewußtlos, wir zogen sie aus, öffneten auf Befehl des Kommandeurs die Tür und warfen jeden einzeln hinaus", berichtete er bereits vor mehr als zwei Jahren dem US-Wochenmagazin TIME.

An die 30 000 Gegner der argentinischen Militärjunta sollen in der Zeit ihrer Herrschaft zwischen 1976 und 1983 umgekommen sein, darunter auch mehrere hundert Spanier. Für den Madrider Sonderrichter Baltas‡r Garz-n Grund genug, ein Ermittlungsverfahren gegen die Generäle jenseits des Atlantiks einzuleiten. Wichtigster Zeuge Garz-ns ist Scilingo, der zur Zeit einen Bericht über die Todesflüge anfertigt. Wie der "Landesverräter" der spanischen Tageszeitung El Pa's erklärte, will er Argentinien nun verlassen.