Dienstag, 21.03.2023 / 22:40 Uhr

Syrien: Ein Refugium für Terroristen

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Beerdingung von Ali Ramzi al-Aswad in Damaskus, Bilquelle: Trend News

Die Tötung eines Anführers des Islamischen Jihad durch ein israelisches Spezialkommando ruft in Erinnerung, dass das Syrien des Assad-Regimes seit Jahrzehnte Terroristen jeglicher Couleur Unterschlupf bietet.

 

Gerade noch hatte sich Ali Ramzi al-Aswad, seines Zeichens ranghoher Führer der al-Quds-Brigaden des Palästinensischen Islamischen Dschihad, mit Hisbollah Chef Hassan Nasrallah getroffen, als die Terrororganisation auch schon sein gewaltsames Ableben bekanntgeben musste. Offenbar hatte ein israelisches Kommando ihn in der Nähe von Damaskus erschossen, wie der Islamische Dschihad verlauten ließ.

Al-Awad ist keineswegs der erste Dschihadist oder Terrorist, der in Damaskus einem Attentat zum Opfer fiel. Unter denen, die sein Schicksal teilten, war etwa auch Samir Kuntar, der 2015 von einer Rakete getroffen wurde. 

 

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Ali Ramzi al-Aswad, Bildquelle: Islamischer Jihad

 

Das ruft in Erinnerung, was gerne von all denen, die das Assad-Regime rehabilitieren möchten, verschwiegen wird: Syrien im Allgemeinen und Damaskus im Besonderen entwickelten sich unter der Herrschaft des Assad-Clans seit den 70er Jahren zu einem Safe Haven für islamistische und international gesuchte Terroristen. 

In den 70er Jahren war es Carlos der Schakal, der zeitweilig in der syrischen Hauptstadt residierte und von dort unterstützt wurde, später waren es dann allerhand palästinensische und arabische Terrorgruppen, manche eher panarabisch ausgerichtet wie die berüchtigte PFLP-GK, andere islamistisch wie die Hamas oder der Islamische Dschihad. Zwischen diesen Gruppierungen und dem syrischen Sicherheitsapparat gab es enge Verbindungen und Kooperationen. 

Terrorunterstützer Assad

Nach dem Sturz Saddam Husseins fungierte Syrien jahrelang als Transitland für all jene Dschihadisten, viele mit extremer Nähe zu al-Qaida, die im sunnitischen Dreieck des Irak eine extrem blutige Terrorkampagne gegen US-Soldaten und mit ihnen verbündete Irakis führten. Auf der Seite der US-Botschaft in Syrien heißt es:

»Es ist gut dokumentiert, dass die syrische Regierung vor 2012 über viele Jahre hinweg den Transit von Terroristen durch Syrien in den Irak zum Zweck des Kampfes gegen US-Streitkräfte vor duldete oder unterstützte. 

Das Assad-Regime hat in den Jahren 2011 und 2012 Tausende gewaltbereiter Extremisten aus seinen Gefängnissen entlassen und damit den Anstieg des Terrorismus im Land angeheizt, um so die Unterdrückung des syrischen Volkes zu rechtfertigen und die internationale Unterstützung für die syrische Opposition zu brechen. Genau diese Netzwerke gehörten zu den terroristischen Elementen, die die syrische und irakische Bevölkerung im Jahr 2020 brutal behandelten.«

Aus diesen und anderen Gründen steht Syrien auch seit 1979, zusammen etwa mit der Islamischen Republik Iran, auf der US-Liste der staatlichen Terrorfinanziers. Eigentlich sollte man denken, dies würde einem Staat zum Nachteil geraten, im Falle Syriens ist allerdings das Gegenteil der Fall: Die unzähligen Terrorgruppen stellen ein wichtiges Kapital für das Regime dar, und das nicht nur als parastaatliche Exekutoren. 

Hin und wieder liefern die Assads mal jemanden aus oder helfen sogar im Kampf gegen al-Qaida. Dann entsteht im Westen der Eindruck, sie würden nun kooperieren und sich ändern, man müsse ihnen nur weiter entgegenkommen. In diesen Zeiten fürchten sich in Damaskus dann viele der gerade nicht Ausgelieferten, die ebenfalls auf internationalen Terrorlisten stehen, um ihre Zukunft; womit ihnen zugleich wird vom Regime deutlich gemacht wird, wie sehr sie von der Gunst Damakus‘ abhängig sind.

Über Jahrzehnte funktionierte dieses Doppelspiel wunderbar für den Assad-Clan – und tut es auch in Maßen heute noch. Nur scheint es, vermutlich aus Geldmangel, seit einigen Jahren mit dem Schutz der Schützlinge nicht mehr so weit her zu sein, und israelische Sonderkommandos können in Damaskus dieser Tage wesentlich unbehelligter agieren als noch vor einem Jahrzehnt. 

 

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch