Montag, 31.08.2020 / 16:24 Uhr

„Sowas ham wir hier lange nich mehr gesehen“

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AM
Zaungäste

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Picke.Grätsche.Aus. / JUngle World

In Leutzsch ist man während der Berliner Festspiele der Chemiker guter Dinge: Im Stadion von Chemie Leipzig öffnen mehr Blöcke – und die Bierzapfanlagen.

Es war das erwartete harte Spiel BSG Chemie Leipzig gegen die zweite Mannschaft der „Alten Dame”. Doch die Berliner Wochen der Sachsen – die ersten fünf Spiele gehen diese Saison allesamt gegen Berliner Mannschaften – setzten sich mit einem verdienten, hart erkämpften Unentschieden im Alfred Kunze-Sportpark erfolgreich fort.

In der ersten Hälfte zeigte sich zunächst deutlich der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften. Die Junioren aus dem Hauptstadtklub gelten seit Jahren als Aufstiegsaspiranten. Nach den ersten zehn Minuten fing sich die Defensive der Heimmannschaft. Aus einer sicheren Abwehr heraus konnten immer wieder offensive Akzente gesetzt werden. So ging es nach einer zunehmend auf Augenhöhe gespielten ersten Hälfte mit 0:0 in die Pause. Kurz nach Wiederanpfiff, in der 53. Minute, gelang es Herthas Muhammed Kiprit, den Führungstreffer zu erzielen. Chemie ließ sich aber nicht aus der Fassung bringen. Im Gegenteil, anstatt die Köpfe hängen zu lassen, wurde auf einmal auf Pressing umgeschaltet. Immer wieder erkämpften die Leipziger Chancen und erzielte schließlich erneut durch den starken Stephané Mvibudulu den Ausgleich, es war der 1:1-Endstand.

Mvibudulu und Morgan Fassbender, die beiden Neuzugänge im Sturm, versetzen die Chemiker aktuell durch ihr schnelles Offensivspiel immer wieder in Aufregung. „Sowas ham wir hier lange nich mehr gesehen“, war aus verschiedenen Clustern zu hören. Die beiden Spieler zeigten, dass nach vorne immer etwas möglich ist. Sie reißen mit ihrer nassforschen Spielweise die Teamkollegen mit.

Dem Tor Mvibudulus vorangegangen war ein Freistoß der BSG, verursacht durch Tony Fuchs, der wegen einer Nachfrage seitens der Chemie-Fans, ob er denn seine Kapitänsbinde im Poker gewonnen hätte, etwas unsachlich wurde und unkonzentriert agierte. Der Heimmannschaft bot er so die Möglichkeit zum Ausgleich.

Womit wir bei den Fans wären. Auch beim zweiten Heimspiel durften wieder nur 1.000 Fans in den altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark. Allerdings wurden diesmal zwei weitere Blöcke geöffnet, was zum einen die Möglichkeit für laut vorgetragene Wechselgesänge ergab und dem Hertha-Rechtsverteidiger Tony Fuchs zu seiner sichtlichen Freude in beiden Spielhälften den konstruktiven Austausch mit den locals ermöglichte.

Nach wie vor gibt es keine Auswärtsfans, was im Falle der Amateure von Hertha aber keinen Unterschied macht, da Fans auf Seiten der Berliner eher Mangelware sind. Eine Neuerung gab es darüber hinaus: Beim Catering gab es echtes Bier zu kaufen. Trotz der Promille hielten sich die BesucherInnen diszipliniert an das Hygienekonzept. Angesichts der Ankündigung von weiteren Lockerungen für Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern in Sachsen steht die Öffnung des Norddamms, die Herzkammer der chemische Fanszene, derzeit zur Diskussion. Das Hygienekonzept des Vereins, abgenickt vom Gesundheitsamt, soll den Zutritt von 2.400 Fans ermöglichen.

Der Ausblick darauf, sowie die sieben Punkte aus drei Spielen, einer davon gegen die Hertha, gegen die man selten Land gesehen hat, und das sich weiter fortsetzende Versagen der ungeliebten Konkurrenz aus Probstheida sorgen dafür, dass man derzeit in Leutzsch guter Dinge ist, wenn es am Dienstag gegen Lichtenberg 47 in Berlin mit den Berliner Festspielen weitergeht. Danach kommt übrigens der Berliner Athletik Klub (BAK) zu Besuch.