Mittwoch, 08.09.2021 / 16:17 Uhr

Bast und Basteln

Von
Jörn Schulz
Bild:
frau bischoff und froillein bischoff

Es ist nun die Zeit, da die meisten Redakteurinnen und Redakteure für ihre Recherchen ausschwärmen. Das ist fast immer interessant, aber nur selten riskant, sofern nicht ein geplatzter Pneu für ein Schrecksekunde sorgt. Viele gute Wünsche wurden aber den Extremsportlerinnen mit auf den Weg gegeben, da sie sich, nun ja, eben dem Abenteuer Extremsport widmen. Worum es sich dabei handelt, kann an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden; nur so viel: Es hat etwas mit Bergen zu tun.

Was als Extremsport zu betrachten ist, hängt auch vom Alter der Sportlerin ab. Das Ersteigen einer knarrenden und steilen Treppe etwa ist im zarten Alter von kaum mehr als zwei Jahren wohl schon so etwas wie Extremsport. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kind auf einer Jungle-Reise dabei ist, dieses Kind aber zeigt besonders großes Talent, das Redaktionsleben zu beeinflussen. Viele entdecken einerseits wieder das Kind in sich, freuen sich etwa, dass in unruhigem Gewässer das Ditschen gelingt, staunen über den Hörbert, scheuern sich beim Spielen am Knie die Hose auf oder beschäftigen sich intensiv mit dem Steuerungssystem eines Tretrollers. Andererseits werden sie ungefragt und ungewollt zu Helikopterersatzeltern, die besorgt die aus ihrer Sicht beunruhigende Selbständigkeit des doch noch soooo kleinen Kindes beobachten, bis sie mit einem „Ich kann das alleine“ zurechtgewiesen werden.

Wenn man dann groß ist, wird das Basteln zur Kunst, sofern Kreativität und Talent dies erlauben. Das ist nicht allen von uns gegeben, um so interessanter ist es immer wieder, der Entstehung eines Kunstwerks beizuwohnen. Gerade reift im Garten eines, in das Pappe, Panzerband, ein künstlicher See und ein Schlauchboot involviert sind; Sie werden es am 16. September bewundern können.

Generationenfragen sind bei den abendlichen Gesprächen ein wichtiges Thema. Wie aufmerksame Leserinnen und Leser der Homestory wissen, ist diese Reise für viele ein persönlicher Erstkontakt. Und man will ja wissen, mit wem man es eigentlich zu tun hat. Neben den Besonderheiten kindlicher Prägung (die Älteren hätten auch gern so einen Hörbert gehabt, die Jüngeren wiederum wissen nicht, was sie mit der Serie „Immer wenn er Pillen nahm“– Nein, nicht solche Pillen, an die Sie jetzt denken – versäumt haben) ist die Zeit der Politisierung ja von einiger Bedeutung. Nicht nur im Hinblick auf die Ausstattung der Polizei.

1980 hatte die Schweizer Polizei noch putzig aussehende Bastschilde, fast könnte man annehmen, diese wären bei Bastelabenden auf den Wachen selbst geflochten worden; mit den damals gebräuchlichen Wasserwerfern konnte man noch niemandem ein Auge ausschießen. Dafür hatte – und hat – die Schweizer Polizei Gummigeschosse. Zur Fortbildung haben wir uns hier „Züri brännt“ angeschaut, was für die Älteren ein wenig so war, wie wenn die Eltern von etwas besonders Peinlichem erzählen, das man als Kind angestellt hat. Das autonome Pathos und der Kitsch, oh je, und das Indianer spielen, obwohl man, altersmäßig jedenfalls, doch schon erwachsen war – das geht nun nicht mehr, die Tabuisierung „kultureller Aneignung“ hat wenigstens in dieser Hinsicht einen Fortschritt gebracht. Wie es heutzutage in der Szene zugeht, erfahren Sie am 16. September.

Schon jetzt kann aber verraten werden, dass die Schweiz – zumindest verglichen mit Deutschland – keineswegs dem Klischee besonderer Spießigkeit entspricht. Der Umgang mit Drogen etwa ist wesentlich lockerer, niemand stört sich daran, wenn jemand im Zug einen Joint baut (rauchen darf man ihn allerdings dort nicht). Über die Konkordanz, die dieses Land prägt, werden Sie – wann, wissen Sie nun wohl schon – mehr erfahren, aber es scheint, als würden hier auch die Chaoten, Junkies und andere Außenseiter mitgenommen, erstmal im Polizeigriff, aber irgendwann kommt man zu einem integrierenden Kompromiss.