Orbáns Spiel
WM-Auftakt 2022 in Katar: Die Fußballwelt diskutiert das Thema Menschenrechte in Katar, nur um dann alle Abstinenzvorsätze fallenzulassen und doch wieder jedes Spiel zu schauen. Die ganze Fußballwelt? Nein! Ein nicht für das Turnier qualifiziertes kleines Land mit rot-weiß-grüner Flagge hat ganz andere Themen im Kopf. Allen voran ein Mann. Ministerpräsident Viktor Orbán steht an Tag der WM-Eröffnung, dem 20. November, in der VIP-Loge der Budapester Puskás-Arena und folgt dem Spiel Ungarn gegen Griechenland. Weder WM noch ein packendes Spiel. Um seinen Hals baumelt ein Schal. An den jeweiligen Enden der Umriss eines Landes, das so nie existiert hat: Großungarn. Ein Ungarn, das sich Territorien von quasi allen Nachbarländern einverleibt hat.
Was von den Nachbarn oft müde belächelt, manchmal aber auch diplomatisch abgestraft wurde, ist mehr als nur eine kleine Provokation. In einer Rede von 2010 in Tusnádfürdő – der ungarische Name der rumänischen Stadt Băile Tușnad – spricht der damals bereits zum Ministerpräsidenten ernannte Viktor Orbán von einer »neuen Ära« in der Karpatenregion. Was zunächst noch als regionale Zusammenarbeit getarnt war, entpuppte sich zügig als revanchistische Strategie der ungarischen Führung. Vor allem der Nationalismus der im Ausland lebenden Ungarn sollte gestärkt werden.
Orbán ist begeisterter Fußballfan
Doch was hat der rumänische Fußball damit zu tun? Warum überhaupt der Fußball? Orbán ist selbst begeisterter Fußballfan. Im Jahr 2011 wurde ein Gesetz erlassen, das es Firmen und Konzernen ermöglicht, 80 Prozent ihrer Körperschaftssteuer als Subventionen an Sportvereine fließen zu lassen. Die Unternehmen nahmen diese Möglichkeit gern an. Bis 2018 wurden rund 1,7 Milliarden Euro in Sportvereine gesteckt.
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