Europäer, die gegen Europa stimmen

Fischadler-Soap: Das einfache Leben der Vögel

Mit Grausen wendet sich die Kolumnistin von den europäischen Wähler:innen ab und ihren geliebten Fischadlerjungen zu.

Und so ging Europa also hin und wählte hauptsächlich Parteien, die gar kein Europa wollen, sondern eher so was wie Kleinstaaten mit Putins an der Spitze plus, natürlich, keinen Euro.

Bloß keinen Euro, lieber Unmengen von Nationalwährungen, eine ­bescheuerter aussehend als die andere. Mit superkomplizierten Wechselkursen, die man sich alle merken muss, hier entspricht die D-Mark dann 15 Dingens und zehn Kilometer weiter 0,78 Dangens.

Plus natürlich Grenzkontrollen, überall und immer Grenzkontrollen, mit schwerbewaffneten Beamten, die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen und sich für jedes Auto und jeden Fahrradfahrer und natürlich auch jeden Fußgänger ganz viel Zeit nehmen, Ordnung muss schließlich sein. Klar dauert das, aber so ein zünftiger Grenzstau ist ja auch gut, hat man Zeit genug, auswendig zu lernen, wie viel die Währung dort nebenan wert ist und was nach Hause zu schmuggeln sich wirklich richtig lohnt. Und sich aufzuregen, verdammt noch mal, was machen denn die Tüten mit den Zigaretten, dem Schnaps, den Goldbarren auf dem Rücksitz, die sollten doch in den Kofferraum, unter das Reserverad, au weia, wie der Zöllner schon guckt, jetzt hilft nur noch freundlich lächeln, und harmlos gucken. Ganz wichtig, harmlos gucken, vielleicht sogar einen Scherz machen, das hat er bestimmt gern, der Zollmensch.

Wenn die Küken nicht gerade unter dem Gefieder ihrer Mutter schlafen, fressen sie, und das ist ziemlich hübsch anzusehen.

Womit wir zur Fischadlerfamilie Rauer kommen, die es auch nicht besonders schön hat, aber das liegt bloß am Wetter, das in Norwegen in diesen Wochen hauptsächlich aus Regen, Wind und niedrigen Temperaturen besteht. Dafür sind nun aber alle Küken ausgeschlüpft, das letzte am Sonntag.

Wenn die Küken nicht gerade unter dem Gefieder ihrer Mutter schlafen, fressen sie, und das ist ziemlich hübsch anzusehen, vor allem weil das Letztgeschlüpfte die Sache mit dem Gefüttertwerden noch nicht so richtig raus hat. Denn während seine Geschwister ihre weit geöffneten Schnäbel in Richtung fütterndes Elternteil halten, kehrt ihm das Kleinste meistens den Rücken zu und bettelt die Kamera an. Satt wird es aber trotzdem, was man daran merkt, dass es irgendwann umfällt und einschläft. Das Leben kann so einfach sein.