Der Journalist Fahad Shah ist nach fast zweijähriger Haft in Indien entlassen worden

Unliebsamer Kritiker

Indien hat den aus Kaschmir stammenden Journalisten Fahad Shah, Gründer des seit August in Indien gesperrten Nachrichtenportals »The Kashmir Walla« und ausgezeichnet mit dem Human Rights Press Award, nach fast zweijähriger Gefangenschaft auf Kaution freigelassen.
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Im Januar 2022 wurde Shah vorgeworfen, »antinationale« und »terrorismusverherrlichende« Auffassungen zu verbreiten und die Jugend des Unionsterritoriums Jammu und Kaschmir zu einem gewaltsamen Protest zur Abspaltung von Indien aufzuwiegeln.

Der Grund: Shahs Nachrichtenportal hatte mit den Eltern von Inayat Ahmad Mir gesprochen, der bei einer Polizeirazzia im Distrikt Pulwama gestorben war; sie beschrieben den 17jährigen als unschuldigen Zivilisten. Der Polizei zufolge war der Junge ein »hybrider Kämpfer«.

Einschüchterungen und Inhaftierungen sind keine Seltenheit, einige werden mit physischer Gewalt gezwungen, ihre Informanten preiszugeben. In der Rangliste der Pressefreiheit der NGO »Reporter ohne Grenzen« ist Indien auf Platz 161 zurückgefallen.

Ein Gericht urteilte nun, dass Shahs Freilassung keine »klare Gefahr« für die Gesellschaft darstelle. Eine Verurteilung hätte es hingegen ermöglicht, allerlei Kritik an der hindunationalistischen Zentralregierung von Premierminister Narendra Modi als terroristischen Akt einzustufen – eine Verletzung der in Artikel 19 der indischen Verfassung garantierten Redefreiheit.

2019 entzog die indische Regierung dem damaligen Bundesstaat Jammu und Kaschmir den Sonderstatus, der diesem bis dahin Autonomierechte und eine eigene Verfassung gestattet hatte. Modi begründete dies damit, er wolle die Region »von Terrorismus und Separatismus befreien«.

Seitdem hat sich die Situation für viele Journalisten verschlechtert: Einschüchterungen und Inhaftierungen sind keine Seltenheit, einige werden mit physischer Gewalt gezwungen, ihre Informanten preiszugeben. In der Rangliste der Pressefreiheit der NGO »Reporter ohne Grenzen« ist Indien auf Platz 161 von 180 zurückgefallen – beim Amtsantritt Modis im Jahr 2014 belegte es Rang 140.

2018 hatten mehrere Frauen Shah vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben. Auf Facebook bezeichnete er die Anschuldigungen als »konzertierte Verleumdungskampagne«, er habe bei den Frauen keine Grenze des Anstands überschritten.