Auf der Jagd nach Edelpilzen

In der Trüffelschule

Coco lernt die hohe Kunst der Trüffeljagd.
Cocolumne Von

1880 wurde im Piemont die Università dei Cani da Tartufo, also eine Universität für Trüffelhunde, eröffnet.

Hunde lernen dort bis heute das Trüffelsuchen. Vor allem Lagotti Romagnoli, italienische Wasserhunde, also Hunde wie Coco, wurden speziell für diesen Job gezüchtet. Doch Zucht allein reicht nicht. Verhalten muss auch erlernt werden. Drum ab auf die Uni! Die Grundausbildung dauert dort 15 bis 20 Tage, eine komplette Ausbildung drei bis vier Jahre.

Da Coco in Menschenjahren umgerechnet schon 40 ist, wurde es also höchste Zeit, dass sie mit ihrer akademischen Ausbildung beginnt. Allerdings ging’s nicht nach Italien, sondern nach Südfrankreich. Coco hatte auch nicht vier Jahre Zeit, sondern nur eine Woche. Und die Universität war dann auch eher ein Campingplatz sowie zwei Trüffelplantagen.

Während Coco nach einmal Üben schon wusste, dass es für jeden Trüffel ein Stück Emmentaler gibt, und nach drei Mal Üben auch das leichte Angraben, um den Fund zu markieren, schon beherrschte, dauerte es bei ihren Menschen – wie immer – länger mit der Bildung. Es galt, die komplexe Biologie des Tuber aestivum, seiner Mycel und Mykorrhiza zu pauken, sich mit Wirtsbäumen, Pflanzengesellschaften, mit pH-Werten und weiteren Boden- sowie Klimabeschaffenheiten, geologischen und topographischen Karten zu befassen und nicht zuletzt zu üben, sogenannte brulées – das sind karge Bereiche um Bäume herum, die auf Trüffelvorkommen hinweisen – zu erkennen.

Bei der Suche selbst reicht es nicht, dem Hund sein neues Suchkommando zu sagen und dann zu warten, dass er den Schatz hebt: Nein, nein, man springt und flitzt und robbt mit ihm zusammen durch das urige, klettige und zeckige Gestrüpp und Unterholz.

Auch bei der Suche selbst reicht es nicht, dem Hund sein neues Suchkommando zu sagen und dann zu warten, dass er den Schatz hebt: Nein, nein, man springt und flitzt und robbt mit ihm zusammen durch das urige, klettige und zeckige Gestrüpp und Unterholz, um im Falle eines Fundes sofort beim Hund zu sein, damit dieser nicht den Trüffel frisst, sondern den umgehend zu verabreichenden Käse. Und dann will so ein Trüffel, oder auch ein Körbchen voll davon, ja auch verarbeitet werden, und so ein Trüffel-Tiramisu macht sich auch nicht von allein …

Sie sehen, es war viel Arbeit. Statt einer Urkunde für Coco gab es die selbst gefundenen Trüffel für die Menschen als Belohnung. Ein seröser Nachweis beruflicher Hundebildung sind diese indes nicht. Denn ehrlicherweise muss man zugeben, dass ein Profi-Trüffelhund mit deutlich mehr als vier Jahren Berufserfahrung die Flächen vorab sondiert und den Menschen schon angezeigt hatte, wo mit Funden zu rechnen wäre.

Die Trüffel waren nach der Heimkehr größtenteils von Larven der Trüffelfliege befallen und die Trüffelbutter, die aus dem kargen Rest entstand, erwies sich als weitgehend geschmacksneutral. Tja, und der Hund ist wieder arbeitslos. Denn in Deutschland ist es nicht gestattet, Trüffel zu ernten, und hier gibt es sowieso keine. Jetzt müssen wir Coco also wieder abtrainieren, Löcher in den Park zu buddeln und nach jeder Grabung nach einem Stück Käse zu gieren. Das dürfte deutlich schwieriger werden.